Freitag, 21. Februar 2014

Rezi "Troll und Oliver" Adam Stower

Titel: Troll und Oliver
Autor: Adam Stower
Originaltitel: Troll and the Oliver
Verlag: Langenscheidt
ISBN: 978-3-468-21028-0
Preis: 12,99€
Genre: Bilderbuch
Altersempfehlung: ab 5 (laut Verlag)
Format: Hardcover ohne Schutzumschlag
Seitenzahl: 32
Erscheinungsdatum: 12.03.2014
Reihe: Keine


5 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Wie es der Troll auch anstellt, es will ihm einfach nicht gelingen, den ebenso mutigen wie schlauen Oliver zu fangen. Enttäuscht, wenn auch hungrig gibt er schließlich auf … scheinbar. Ein lustiges und überraschendes Bilderbuch für Kinder ab 5 Jahren.
(c)Langenscheidt

*Wie kam das Buch zu mir*
Ich und die Kinder von meiner Arbeitsstelle (stationäre Jugendhilfe) lieben die Bücher von Adam Stower. Bereits „Schlimme Miezi“ und „Dummer Schnuffi“ wussten zu begeistern. Also musste auch das neue Buch von ihm gelesen werden. Das Buch habe ich über Vorablesen.de zur Rezension bekommen.

*Aufmachung/Qualität*
Das Buch ist etwas ganz besonderes. Wie bei allen Langescheidt-Büchern ist das Hardcover wieder sehr hochwertig. Die Seiten sind schön stabil und gehen nicht so schnell kaputt, falls auch jüngere Kinder das Buch in die Hand bekommen.
Das Besondere ist aber das Cover. Es ist sozusagen 3D, der Zwischenraum zwischen den Bäumen ist ausgestanzt und man lugt mit Troll zusammen hindurch und sieht Oliver. Das Cover ist sehr stabil und man muss durch das Ausgestanzte nicht befürchten, dass das Buch leicht kaputt geht.
Zu den Zeichnungen an sich schreibe ich unter noch mehr.
Sehr positiv finde ich bei den Langenscheidt-Büchern, dass das empfohlene Lesealter ganz deutlich auf dem Buch vermerkt ist. Das ist eine schöne Orientierungshilfe für Eltern und Pädagogen.

*Meinung:*
Die Grundgeschichte
ist sehr lustig und interessant. Die Message des Buches ist ebenfalls sehr positiv. Gleich am Anfang lernt man Troll und Oliver kennen. Troll ist erst einmal der Bösewicht, da er Oliver fressen möchte. Troll ist zwar nicht hübsch, aber auch nicht so gruselig, dass sich Kinder davor fürchten würden. Oliver ist ein niedlicher kleiner Junge, der anscheinend vor nichts und niemandem Angst hat. Ein toller Charakter mit dem sich Kinder sehr gern identifizieren werden. Im Laufe der Geschichte versucht Troll Oliver zu fangen und ihn zu fressen. Da es sich hier um ein Kinderbuch handelt, spoilere ich hier einfach drauf los, damit Eltern, wissen was sie erwarten können. Also Troll gelingt es schlussendlich tatsächlich Oliver zu fangen und das ist wirklich spektakulär und hat selbst mich überrascht. Gerade die Umsetzung dieser Szene war das Highlight im Buch. Ich denke, dass diese Szenen eventuell der Grund für die recht hohe Altersempfehlung ist. Ich habe mich nicht daran gehalten, aber dazu folgen später unten noch die Kindermeinungen. Natürlich nimmt das ganze dann eine positive Wendung sowohl für Oliver als auch für Troll. Die Message ist einfach toll und das ganze wird mit so viel Humor umgesetzt, dass es mich wirklich beeindruckt hat. Man kann Freunde eben auch an ungewöhnlichen Orten finden und manchmal trügt der erste Eindruck, den man von jemanden hat.

Die Altersempfehlung des Verlages liegt bei 5 Jahren. Wie oben schon erwähnt gehe ich davon aus, dass dies der Szene zuzuschreiben ist, in der Troll Oliver versucht zu fressen. Ich persönlich finde die Altersbegrenzung etwas zu hoch. Die Szenen wird sehr lustig dargestellt und auch der ganze Teil davor, wo Oliver Troll mehrmals entwischt ist sehr humorvoll. Auch meine kleinen Testleser kicherten und fürchteten sich nicht vor Troll. Einigen hatten sogar Mitleid mit Troll. Die 'Fressszene' überraschte fast alle Kinder, aber keines fürchtete sich wirklich. Schon zwei Bilder weiter lachten die Kinder alle sehr, weil Oliver dem Troll nämlich so gar nicht schmeckte.

Der Schreibstil ist sehr einfach und prägnant. Der Text ist nicht sehr umfangreich und ist daher bereits für das Lesealter von 3 Jahren geeignet. Die Altersempfehlung bezieht sich meiner Meinung nach (wie schon erwähnt) nur auf den Inhalt. Hier sollte jedes Elternteil oder jeder Pädagoge selbst entscheiden, wie schreckhaft sein Kind ist. Den Umfang und die Komplexität des Textes kann eine durchschnittliche(r) 3 Jährige(r) bereits erfassen. Da das Buch durch Text und Zeichnungen soviel Humor herüber bringt, ist es auch für Kinder ab 5 Jahren noch sehr unterhaltsam. Da braucht es dann auch nicht mehr Text. Sehr positiv sprachen alle Kinder auf Olivers Liedtexte an. Allgemein fällt mir durch meine Arbeit mit Kindern immer wieder auf, dass sie gerade Bücher in Reim- oder Liedform bevorzugen. Das spricht ihr Rhythmusgefühl an und vermittelt ein Harmoniegefühl. Hier singt Oliver oft ein kurzes Lied, um den Troll zu necken. Alle Kinder waren begeistert und lächelten während Oliver sang. Neben dem tollen teilweise ausgestanzten Cover gibt es auch im Buch eine kleine Besonderheit. Es ist eine Art Pop-Up Effekt. Unsere Kinder waren begeistert und wollten gerade diese Seite immer wieder ansehen.

Der Humor ist hier sehr ausgeprägt. Einmal sind da Olivers lustige Lieder und dann Trolls allgemein lustige Aussehen. Troll macht auch richtig schön lustige Gesichter, wenn er sich freut oder sich ekelt und das brachte meiner kleinen Testzuhörer zum quietschen.

Die Bilder sind schön bunt ohne übertrieben zu wirken. Man erlebt viele unterschiedliche Schauplätze – draußen im Wald, auf dem Feld, am Bach und auch im Haus. Auch die Größe der Zeichnungen sind ideal für Kinderaugen. Der Humor wird durch die Mimik und Gestik (vor allem die von Troll) herüber gebracht.
Als Bonus gibt es auch noch ein richtig tolles und kreatives Rezept zum Schluss der Geschichte – Troll-Cupcakes. Das Rezept wird sehr ausführlich beschrieben und weist sogar auf Abänderungsmöglichkeiten hin, wenn ein Kind eine bestimmte Zutat vielleicht nicht mag. Das fand ich spitze und wir werden die Cupcakes bald auf Arbeit backen.

Beobachtungen meinerseits und Meinungen der kleinenTestzuhörer
(aus Datenschutzgründen gibt es hier keine Namen)

Testperson A
weiblich, 3Jahre 5Monate
Sie war total begeistert und wollte immer wieder von vorn anfangen und die tolle Seite mit der Tür aufklappen.
Sie hörte sehr gespannt zu und man merkte ihr an, dass sie ein wenig besorgt war um Oliver. Da dieser aber so selbstbewusst war und Troll so herrlich komische Sachen passierten, wurde aus Besorgnis schnell Heiterkeit. Manchmal hatte sie sogar Mitleid mit Troll und wies mich darauf hin, dass er traurig ist. Als es dann zu der 'Fressszene' kam, erschreckte sie sich etwas und schaute mich ganz empört an. „Das darf er doch nicht!“ Also habe ich schnell weiter geblättert und schon kicherte sie und noch ein paar Zeilen und Bilder weiter, freute sie sich richtig und plapperte wild drauf los. Bei erneutem Angucken, war die Fressszene dann schon nicht mehr so erschreckend und auf der Seite befindet sich ja bereits der dampfende Herd. Daher erklärte sie Troll, dass da doch der Kuchen drin ist, den er lieber fressen soll.
Die Testperson hat die Geschichte sehr gut erfasst und konnte vieles wiedergeben.

Testperson B
männlich, 3 Jahre 6 Monate
Er war etwas hartgesottener als Testperson A. Ihn interessierte eher Troll und er amüsierte sich von Anfang an sehr. Auch die Fressszene war für ihn völlig normal und es wurde einfach weitergeblättert. Bei Olivers Lieder wippte die Testperson fröhlich vor sich hin und lachte mich an. (was mit Sicherheit nicht auf meine hervorragenden Singkünste zurückzuführen ist) Das Buch war ein wahres Spaßbuch für ihn.
Auch diese Testperson wollte das Buch noch ein paar mal hören, bis ich es zur Seite legen durfte. Vor allem die Pop-Up Szene wurde dann ein paar mal ausprobiert, da sie wirklich beeindruckend gemacht ist. Angst zeigte die Testperson an keiner Stelle. Er kommentierte viel, aber dann zu dem was auf dem Bild gezeigt wird. (Da wir viel mit Büchern arbeiten und die Kinder ständig ermutigen zu erzählen was gerade in der Geschichte passiert, ist dies ein typisches aber auch angelerntes Verhalten.) Das Verständnis der Geschichte war da, aber im Gegensatz zu Testperson A lag für Testperson B das Erleben und Empfinden von Troll im Vordergrund.


Testperson C
männlich, 5 Jahre, 2 Monate
Der Umfang der Geschichte war etwas kurz für ihn, da wir viel mit Büchern arbeiten und er daher schon umfangreichere Geschichten gewohnt war. Allerdings identifizierte er sich deutlicher als die jüngeren Kinder mit Oliver (dem Menschenkind im Buch). Er lauschte der Geschichte gespannt und im Gegensatz zu mir, vermutete er sofort was da im Schrank steckte und freute sich diebisch. Ja, auch mich können so manche Kinder mit ihren Reaktionen noch überraschen. Er lachte sich schlapp darüber, dass Oliver gerade noch sein Lied gesungen hat und sich so sicher war und dann doch geschnappt wurde. Auch der Rest gefiel im gut und er schmunzelte die ganze Zeit vor sich hin. Da ist sein neues Lieblingsbuch und er hat es sich dann noch mehrfach allein angesehen.
Er hat die gesamte Story erfasst und konnte alles haargenau wiedergeben. Die Geschichte beschäftigte ihn sogar so sehr, dass er sie anderen Kinder weitererzählte und auch ihnen das Buch zeigen wollte. Ein voller Erfolg.

Meinung als Pädagoge
Das Buch ist nicht nur sehr unterhaltsam sondern auch pädagogisch wertvoll. Jeder sollte natürlich vorher einschätzen wie schreckhaft sein Kind ist, aber ich hatte keine Bedenken (natürlich in Absprache mit den Müttern) das Buch auch unseren 3 Jährigen vorzulesen. Es kommt eben auf das Kind an und darauf wie man das Buch gemeinsam erlebt. Wenn man eventuelle Befürchtungen durch Gespräche aus dem Weg räumen kann und Missverständnisse gleich richtigstellen kann, ist dies kein Problem.
Ich hatte erst befürchtet, dass das Buch Kindern ab 5 Jahren (Altersempfehlung des Verlages) durch den eher wenigen Text nicht so begeistern kann, aber da habe ich mich getäuscht. Das Buch wurde vor allem durch meinen 5jährigen Tester noch weitergereicht und alle waren begeistert. (das Gegenteil wäre aber auch kaum möglich gewesen, da er mit solch einer Begeisterung davon sprach) Ich denke das Buch punktet durch seine Spannung, den Überraschungsmoment und vor allem durch den Humor (in Text und Zeichnung).
Ich muss gestehen, dass ich wahrscheinlich von allen Lesern am meisten überrascht wurde von der Fressszene, weil ich so gar nicht in diese Richtung gedacht habe. Ich hatte mit einem völlig anderem Handlungsverlauf gerechnet und viel aus allen Wolken. Hinterher habe ich mich wirklich gefragt warum – vor allem nachdem Testperson C mir schon kichernd vorher sagte, was gleich passiert.
Die bunten und humorvollen Zeichnungen sprechen Kinderaugen an. Es sind angenehme Farben und unterstützen dadurch das lockere und harmonische Grundgefühl im Buch. Das ist ein wichtiger Grund warum es trotz des Inhalts nicht gruselig wirkt.
Pädagogisch wertvoll ist es auch durch die Moral, die es vermittelt. Der erste Eindruck muss nicht immer stimmen und Freunde kann man an den ungewöhnlichsten Orten finden.
Die Charaktere sind perfekt für ein Kinderbuch. Oliver der mutige und fröhliche Held macht auch den Kindern Mut. Troll hat zwar erst böse Absichten, stellt sich aber so dumm dabei an, dass es lustig ist und die Kinder schon deshalb keine rechte Angst vor ihm entwickeln.
Selbst ohne das sehr positive Feedback der Kinder, wäre dies mein liebstes Kinderbuch von Adam Stower, wenn nicht sogar überhaupt gewesen. Hier stimmt einfach alles - die Aufmachung, die Spannung, die Überraschung und das schöne Ende (plus den Rezept-Bonus).


*Fazit:*
Bei dem Buch stimmt einfach alles. Die Aufmachung des Covers ist klasse und die Illustrationen im Buch sind lustig, variable in der Ortswahl und in der Farbwahl harmonisch. Das Buch ist spannend für ein Kinderbuch dieser Art und trumpft mit einer großen Überraschung auf. Am Ende gibt es eine schöne Message zum Thema Freunde und ein leckeres Rezept für Troll-Cupcakes. Hier wurde sich sehr viel Mühe gegeben und das Buch ist eine absolute Empfehlung von mir.

5 von 5 Sternen
 

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