Rezi "Ruf des Mondes" Patricia Briggs

Titel: Ruf des Mondes
Autor: Patricia Briggs

Originaltitel: Moon Called

Verlag: Heyne

ISBN: 9783453523739

Preis: 7,95 € (momentan nur noch als eBook erhältlich; 6,99€)

Genre: Urban Fantasy

Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 383

Erscheinungsdatum: 01.10.2007

Reihe: 1/? (bisher 6) (Mercy Thompson Reihe)

4,4 von 5 Sternen

*Inhalt:* 
Mercy Thompson ist eine junge Frau, die eine eigene Autowerkstatt führt. Sie ist eine Gestaltwandlerin, die sich in einen Kojoten verwandeln kann. Das macht ihr Leben in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Werwolfrudels nicht gerade einfach. Das ein Junge, den sie wenige Tage zuvor in ihrer Werkstatt eingestellt hat, ermordet auf ihrer Veranda abgelegt wird, ist der Anfang von eine Reihe von Verstrickungen, die weiter reichen als sie es sich je hätte vorstellen könnte. Die Ereignisse überschlagen sich und Mercy muss sich Hilfe von den Leuten holen, bei denen sie aufgewachsen ist. Das reißt aber alte Wunden wieder auf.

*Wie kam das Buch zu mir*

Ich liebe, ja ich LIEBE, die Alpha Omega Reihe der Autorin. Im Werwolf-Bereich oder allgemein im Urban Fantasy Bereich ist das meine Lieblingsreihe. Allerdings ist die Alpha Omega Reihe 'nur' eine Spin Off Reihe zur Mercy Thompson Reihe, um die es in dieser Rezension geht. Ich erwartete also einen ähnlich guten Lesegenuss, aber wurde ein klein wenig enttäuscht. Warum erkläre ich euch gleich.

Gekauft habe ich mir das Buch gebraucht bei ReBuy. Leider gibt es dieses Buch nur noch gebraucht zu kaufen oder als eBook.

*Aufmachung/Qualität*

Die Aufmachung ist nicht so mein Geschmack, aber trotzdem noch besser als so manch anderes Buch dieses Genres. Außerdem gefällt es mir, dass der Verlag die beiden Reihen ungefähr gleich vom Buchrücken her gestaltet hat und die Bücher sich daher gut nebeneinander im Regal machen.

*Meinung:* 
Die Grundhandlung ist wie ich es von der Autorin aus der Spin-Off Reihe schon gewohnt war sehr gut. Es gibt jede Menge magische Wesen, die sehr unterschiedlich und fassettenreich sind. Man lernt über sie genug, um sich ein genauer Bild zu machen, aber man weiß immer, dass einen noch etwas völlig überraschen kann. Hier findet man zum Beispiel Werwölfe, Gestaltwandler, Hexer, Feen... und alle diese Wesen sind dann noch einmal sehr individuell als Einzelpersonen. Also nicht jeder Hexer ist schlecht und nicht alle Feen sind gut und so weiter. Das gefiel mir sehr gut. Am besten gefällt mir aber an Patricia Briggs Werwolfsbüchern, wie sie die Hierarchie der Werwölfe erklärt und ihr ganzes Verhalten untereinander und zu anderen Spezies. Das wirkt so komplex und trotzdem so verständlich, dass man sich fast einbilden könnte es wäre Wirklichkeit. Im Gegensatz zur Alpha & Omega Reihe steht hier nicht eine Liebesgeschichte im Vordergrund sondern das ganze ist eher wie eine Art Thriller aufgebaut. Das ist auch der einzige Grund warum das Buch keine 5 Sterne von mir bekommen hat. Aber dazu kommt gleich noch mehr.

Der Schreibstil ist herrlich flüssig und durchaus detailreich. Trotzdem wird sich hier nicht seitenlang über irgendeine Naturszene ausgelassen. Mir liegt dieser Schreibstil sehr und ich fühle mich immer direkt in die Handlung versetzt. Das ganze wird aus der Ich-Perspektive von Mercy und aus der Vergangenheit erzählt.

Diese Reihe ist nicht so emotional wie die Alpha & Omega Reihe, aber auch hier fiel es mir nicht schwer mich in die Charaktere einzufühlen. Mercy hatte keine einfache Jugend und man fühlte mit ihr mit, als sie sich der Vergangenheit stellen musste. Sie tat mir mehr leid als sie sich selbst, als ich von den Abweisungen las, die sie erlitten hat. Trotzdem sie einige sehr gute Freunde hat, wirkte sie doch immer wie ein Einzelgänger, der eigentlich keiner sein möchte und einfach sehr einsam ist. In das Gefühlsleben der Nebencharakter bekommt man allerdings nur sehr wenig Einblick. Daher wundert es mich umso mehr, dass diese sich genauso lebendig und echt anfühlten wie die Hauptperson.

Diese Reihe ist auf Spannung und nicht auf Liebe oder gar Erotik ausgelegt. Letzteres kommt hier gar nicht vor. Es hat einige Thriller- aber auch Krimielemente, die allerdings sehr stark mit Fantasy gepaart sind. Grundsätzlich finde ich das nicht schlecht, aber für mich funktioniert dies nur in Kombination mit einer Liebesgeschichte. Daher mein Punktabzug. Andere Leser werden vielleicht gerade deshalb total begeistert sein. Für mich hat die Mischung Spannung und Fantasyelemente hier gepasst. Generell fand ich aber auch, dass sich das Buch ein wenig gezogen hat. Es gab einen Spannungsbogen, aber er zog sich halt. Das Ende war dann recht interessant und für mich sehr spannend. (wer mich oder meine Rezis kennt, weiß aber, dass ich zum Thema Spannung kein Maßstab bin) Für mich gab es einige Wendungen, die ich nicht vorhergesehen habe.

Von den Charakteren lebt die Geschichte. Mercy ist grandios, selbstbewusst und trotzdem verletzlich. Die Nebencharaktere wirken so überzeugend, weil jeder einzelne so individuell ist. Vor allem Mercys Freunde werden sehr interessant beschrieben und Adam und Samuel natürlich ebenfalls. Ich will hier nicht zu viel verraten, daher halte ich mich bedeckt. Ich kann mir einfach nicht erklären warum die Charaktere so überzeugend sind, denn wenn ich darüber nachdenke erfährt man wirklich nur sehr wenig über ihr 'Innenleben'. Es ist als ob die Gesten und die Handlungen schon deutlich genug sind, um diese Charaktere ins Herz zu schließen und sie authentisch zu finden.

Die Liebesgeschichte hat mich sehr enttäuscht, aber das lag wohl vor allem daran, dass ich erstens, bereits die Alpha & Omega Reihe vorher gelesen hatte und daher verwöhnt war und zweitens, weil ich in Urban Fantasy einfach eine Liebesgeschichte erwarte. Hier bahnt sich zwar etwas an, aber es kommt zumindest in diesem Buch noch nicht so richtig in Gange.

Das Ende war ganz gut abgerundet, aber man merkt diesem Buch sehr deutlich an, dass es ein erster Teil einer langen Reihe ist. Viele Figuren wurden einem vorgestellt, bei denen man meist noch die ein oder andere Frage im Kopf hat. Dieser werden sicher in den nächsten Bänden beantwortet. Ob ich die Reihe weiterverfolgen werde, weiß ich noch nicht. Ich muss mich mal umhören, ob das Thema Liebe in den folgenden Bänden eine größere Rolle spielen wird oder nicht.

Warnungen: Es gibt hier einige blutige und sehr brutale Szenen. Dies ist allerdings typisch für dieses Genre. Waffen werden sehr selbstverständlich und schon fast stolz eingesetzt. Sex spielt hier keine Rolle.

Grundidee 4,5/5

Schreibstil 4,5/5

Emotionen 4,5/5

Spannung 4/5

Charaktere 5/5

Liebesgeschichte 2/5

*Fazit:*

Eigentlich ist es eine interessante und spannende Geschichte mit genau der richtigen Menge Fantasy für ein Urban Fantasybuch. Die Charaktere sind individuell und überzeugend. Die magischen Wesen sind facettenreich und man wird auch das ein oder andere Mal überrascht. Mir persönlich fehlte aber eindeutig die Liebesgeschichte in diesem Buch. Wenn ich Urban-Fantasy lese, erwarte ich das einfach und brauche es als Ausgleich zu den Thriller-Elementen. Daher der Punktabzug. Grundsätzlich verfasste Patricia Briggs hier aber eine gut aufgebaute und überzeugende Werwolfgeschichte mitsamt des hierarchischem Aufbaus eines Rudels bzw. mehrere Rudel.Sie hat einfach einen ganz speziellen Schreibstil und Charakteraufbau, den man immer wieder erkennen würde und der mich voll und ganz überzeugt. Sie ist und bleibt im Urban-Fantasy Bereich meine Nummer 1.

4,4 von 5 Sternen

Reihe:

Ruf des Mondes

Bann des Blutes

Spur der Nacht

Zeit der Jäger

Zeichen des Silbers

Siegel der Nacht 

Liebe Leser,

hier nun meine große Frage an euch. Habt ihr die Reihe gelesen und könnt mir sagen, wie es sich in Sachen Liebe entwickelt? Ich weiß nur, dass sich in Band 6 das ganze wohl in meine Richtung drehen soll, aber was ist davor? Oder meint ihr ich kann die Bände überspringen? Wohl eher nicht, oder?

LG 

Sunny