Montag, 14. Oktober 2013

Rezi "Geliebter Fremder" Sylvia Day

Titel: Geliebter Fremder
Autor: Sylvia Day
Originaltitel: The stranger I married
Verlag: Heyne 
ISBN: 978-3-453-54571-7
Preis: 9,99 Euro
Genre: hist. Erotikroman
Format: Klappenbroschur
Seitenzahl: 352 Seiten
Erscheinungsdatum: 14.10.2013
Reihe: keine Reihe


4 von 5 Sternen
*Inhalt:*Wenn das Verlangen stärker ist als alles andere ...
Als der Marquess of Grayson Lady Isabel vor vier Jahren um ihre Hand bat, war er ein schöner und lebenslustiger Mann. Dann verschwand er spurlos. Nun, da er wieder auftaucht, ist er eine gequälte Seele mit dunklen Geheimnissen. Er spricht nicht darüber, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Allerdings ist da nun auch eine neue, glühende Leidenschaft zwischen ihnen. Hat Isabel genug Vertrauen zu diesem Fremden, um sich ihm auszuliefern?
(c)Heyne

*Wie kam das Buch zu mir*
Ich bin ja ein absoluter Fan der Crossfire-Reihe und für mich kann diese Reihe gar nicht lang genug werden. Ich mag den Stil der Autorin einfach ungemein und daher wollte ich natürlich auch sofort dieses neue Buch von ihr lesen. Ich freue mich sehr, dass der Heyne Verlag jetzt mehrere ihrer Werke übersetzt. Noch mehr habe ich mich gefreut, dass mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.

*Aufmachung/Qualität*
Die Aufmachung ist wie schon bei der Crossfire Reihe sehr schön. Die Farbwahl wirkt sehr elegant und angenehm für Auge. Der Ringe auf dem Cover spielt auch inhaltlich eine große Rolle im Buch nur leider stimmt die Farbe des Steines hier nicht. Die Lieblingsfarbe der weiblichen Hauptprotagonistin ist zwar blau, aber der Ring der hier eine große Rolle spielt, ist rot. Das fand ich schade, da ich denke, dass ich nicht die einzige Leserin bin, die auf solche Details achtet und Wert legt. Der Ring und die Überschrift sind ins Cover geprägt/erhaben. Also zum Thema Covergestaltung ist Heyne einer meiner absoluten Lieblingsverlage.
Die Innenseite der Klappe ist in einemr wunderschönen, dunklem Lila gehalten mit sehr schönen Wisch-Effekt. Auf der hinteren Klappeninnenseite sieht man noch einmal alle Crossfire Bände, die bis jetzt erschienen sind. (das ist die bekannteste Reihe der Autorin) Auf der Klappe an sich gibt es Informationen zur Autorin.
Die Kapitel haben eine sehr angenehme Länge – im Durchschnitt 15 Seiten.

*Meinung:*
 Ich denke, es ist Zeit, diese Ehe zu viert in eine intimere Verbindung zwischen zweien zu verwandeln“ Zitat

Ich habe diese Rezension mit einem Zitat begonnen, obwohl ich das sonst nicht oft mache. Hier bot es sich an, weil genau dieser Satz exakt wiedergibt, um was es sich hier dreht. Es zeigt alle Probleme, alle Widrigkeiten und alle Unsicherheiten, die die Beziehung in diesem Buch ausmacht. Die wahre Bedeutung könnt ihr, aber nur erfahren wenn ihr das Buch selbst lest.

Die Grundidee ist schon ein wenig außergewöhnlich für einen historischen Liebesroman. Es geht um Gerard, Lord Grayson, der ein wahrer Lebemann ist. Er ist jung, will nur Spaß und hat viele Geliebte, obwohl er sein Herz tatsächlich an eine verloren hat. Diese kann er aber aus verschiedenen Gründen nicht haben. Er beschließt eines Tages dem gesellschaftlichen Druck, der auf einem Junggesellen lastet zu entfliehen, was nur mit einer Heirat geht. Er hat aber keine Lust eine problematische Frau zu heiraten, die womöglich auch noch von ihm erwartet treu zu sein. Also versucht er eine andere Lösung zu finden. Dabei fällt sein Augenmerk auf Isabel, Lady Pelham. Sie ist eine ganz eigene Frau, etwas älter als Gerard und lebt ein sehr ausschweifendes Leben. Sie ist nicht gewillt nach dem Tod ihres Mannes erneut zu heiraten und lebt ein sehr verpöntes Leben als Geliebte. Um den ewigen Anfeindungen der Gesellschaft zu entgehen nimmt sie tatsächlich das Heiratsangebot von Gerard an und beide einigen sich, als Freunde eine Ehe zu führen, ihre Fleischeslust aber anderswo zu stillen. Damit sind beide ihre gesellschaftlichen Probleme los und können leben, wie es ihnen beliebt. Das geht auch eine ganze Zeitlang gut und wäre vielleicht sogar noch viel länger gut gegangen, wenn nicht Gerard ein schwerer Schicksalsschlag ereilt hätte. Dieser nimmt ihn dermaßen mit, dass er für vier Jahre ohne jedes Wort oder Erklärung verschwinden. Das ist das Grundgerüst mit dem der Roman anfängt und so richtig in Fahrt kommt er mit der Rückkehr von Gerard. Nun ist er nicht mehr der lebensfrohe junge Mann, sondern ein nachdenklicher, verantwortungsbewusster Mann, der sich nicht nur charakterlich sondern auch körperlich sehr entwickelt hat. Noch viel wichtiger ist, er will jetzt mehr von Isabel und das macht ihr Angst. Die Geschichte zeigt dann den langen Kampf, den die beiden durchleben, um ihre Beziehung zu verstehen und zu festigen. Sie bekommen dabei nicht nur von anderen Menschen Steine in den Weg gelegt, sondern vor allem ihre jeweiligen Erfahrungen und Traumata vor der Eheschließung machen es ihnen nicht leicht. Interessant sind auch die jeweiligen Familiengeschichten. Grayson hat noch einen Bruder der eine recht große Nebenrolle spielt und eine charakterlich sehr hässliche Mutter, die für so einiges an Ärger und Drama sorgt. Aber auch Isabels Familie ist interessant und vor allem ihr Bruder, Rhys, spielt eine sehr große Nebenrolle. Das ganze wird sehr unterhaltsam in die Geschichte verpackt, aber ich muss hier gleich sagen, dass es sich hier nicht um einen typischen historischen Liebesroman handelt, sondern um einen erotischen Roman der eben um 1815-1820 herum spielt.

Der Schreibstil ist, wie eben schon erwähnt nicht typisch für das Genre historischer Liebesroman. Wer sonst nicht in diesem Genre liest, dem wird das nicht groß auffallen, aber alle, die dieses Genre lieben, werden sicher ein wenig enttäuscht. Der so typische Regency-Flair kommt hier nicht auf. Es dreht sich fast alles um Sex, auch wenn die Beziehung zwischen Gerard uns Isabel sehr interessant und streckenweise auch romantisch ist, so wird alles vom Sex überlagert und sowohl Männer als auch Frauen sind extrem triebgesteuert. Das passt für mich, als gelegentlichem Leser von historischen Liebesromanen, nicht in die Zeit und da gefielen mir die zeitgenössischen Erotikromane der Autorin besser. Es werden oft Ausdrücke verwendend oder Intimitäten ausgetauscht, die nicht in die Zeit passten in der diese Geschichte spielte. Es werden hier mit einer Selbstverständlichkeit Pariser benutzt, wo man doch gerade in der Zeit erst in den Anfängen dieser Verhütungsmethode war. Hauptsächlich wurden Kodome dort noch zum Schutz vor Syphilis und nicht zur Schwangerschaftsverhütung benutzt und ich kann mir nicht vorstellen, dass die gehobene Schicht tatsächlich so frei damit umgegangen ist, wie in diesem Buch. Der ganze Umgang mit Sexualität war hier sehr, sehr offen und passte nicht zur Regency Zeit, wie sie sonst in Romanen dargestellt wird. Dafür gab es dann einen Punkt Abzug. Lesern, die aber hauptsächlich Erotikromane oder moderne Sachen lesen, wird dies aber vielleicht gar nicht stören. So nachdem ich etwas herum gemeckert habe, möchte ich aber nochmal hervorheben, dass ich den Schreibstil der Autorin liebe. Sie schafft es einfach Drama zu schreiben und vor allem Charaktere bei denen man dahinschmilzt oder mit denen man sich gern identifiziert und mit ihnen mitfiebert.

Als spannend würde ich das Buch nun wirklich nicht bezeichnen. Es gibt weder einen richtigen Spannungsbogen noch eine erwähnenswerte Gefahr. Mir persönlich macht das nichts aus und ich fühlte mich trotzdem gut unterhalten. Es geht eben um zwischenmenschliche Gefühle, Familien und um das ablegen von alten Traumata. Gerade letzteres weiß die Autorin einfach immer gut in ihre Geschichten einzubauen.

Gerade wegen dieser Traumata ist das Buch auch emotional ansprechend für mich. Leider verblassen die zwischenmenschlichen Szenen und die kleinen Dramen neben den vielen erotischen Szenen ein wenig. Hier hätte es für mich durchaus noch etwas mehr Rahmenhandlung und Tiefe geben können. Trotzdem fühlte ich mit den Charakteren mit und wünschte mir ein gutes Ende. Vor allem das letzte Drittel gefiel mir dann unglaublich gut, da es dort emotionaler und nicht mehr ganz so auf Leidenschaft bezogen war. Etwas merkwürdig kam mir nur das Verhalten eines weiblichen Nebencharakter vor, die eine wichtige Rolle für Isabels Bruder spielte. Bei ihr konnte ich das gezeigte Verhalten und Gebaren nicht nachvollziehen und sie wirkte sehr naiv und dümmlich. Diese Beziehung wurde auch sehr übertrieben kitschig dargestellt, was bei der Hauptbeziehung nicht so war.

Die Charaktere gefielen mir sehr gut. Sylvia Day weiß es einfach ihre Charaktere mit der nötigen Tiefe auszustatten, dass sie einen faszinieren. Grundsätzlich sind die Männer sehr dominant und extrem triebgesteuert dargestellt, aber können trotzdem auch emotional wirken. Gerard ist ein sehr interessanter Charakter und jemand bei dem eine Frau sich einfach geborgen fühlen muss, sobald sie sich seiner Liebe/Treue sicher ist. Er wirkt sehr männlich und trotzdem auch manchmal jungenhaft locker und das macht ihn sehr attraktiv. Isabel ist ein unglaublich toller weiblicher Charakter. Sie weiß was sie will und wehrt sich lange Zeit gegen das Verlieben in ihren Ehemann. Sie ist so sympathisch und man fühlt so richtig mit ihr mit. Die Nebencharaktere sind auch interessant, aber nicht ganz so individuell und tief. Gerade die Brüder von Isabel und Gerard ähneln sich doch sehr in ihrem Auftreten und Charakter. Gerards Mutter ist ein echtes Biest und brauchte nochmal eine ganz andere Note mit in die Geschichte. Bis auf die oben bereits genannte Person, die für Rhys wichtig ist, waren alle recht stimmig für mich und ich konnte ihr Verhalten nachvollziehen.

Die Erotik ist sehr vordergründig und das sollte man vor dem Kauf des Buches unbedingt wissen. Ich denke ich brauche dazu nichts mehr zu sagen, denn das habe ich in den anderen Punkten bereits mehrfach erläutert. Die Szenen an sich sind sehr heiß und abwechslungsreich geschrieben. Prüde ist hier trotz des historischen Settings niemand. Erwähnen muss ich aber, dass wieder einige obszöne Wörter benutzt werden, was ich bei den Büchern von Frau Day allgemein schade finde, weil es die Stimmung zerstört. Im Vergleich zur Crossfire Reihe ist es hier aber nicht mal halb so schlimm. Man kann auch gut darüber hinweglesen.

Die Liebesgeschichte ist durch den Altersunterschied von, wenn ich mich recht erinnere 4 Jahren, und die jeweilige schattenhafte Vergangenheit der beiden Hauptcharaktere sehr interessant. Mir hat es unglaublich gut gefallen, wie die Autorin diese Beziehung von einer reinen Freundschaft, über ein Zweckehe, zu einer leidenschaftlichen Beziehung bis hin zu einer tiefen Liebesbeziehung entwickelt. Ich konnte mit jeder Phase mitgehen, auch wenn ich so manches Missverständnis und das daraus recht überstürzte Handeln der Charaktere nicht immer nachvollziehen konnte. Vor allem das Drama am Ende war wieder ganz nach meinem Geschmack und das kitschige Ende rundete alle ab, was ich an einem Liebesroman so mag.

So weit ich weiß ist dies ein eigenständiger Roman und es sind keine weiteren Romane in diesem Setting geplant. Obwohl Gerards Bruder sicher Stoff für einen weiteren Roman bieten würde. Ich hätte ihn auf jeden Fall gekauft.


Warnungen: teilweise obszöne Wortwahl, explizite Sexszenen (Warnungen sind bei mir nicht negativ wertend gemeint, sondern nur ein Hinweis für die Leser, die aus persönlichen Gründen ganz gezielt bestimmte Inhalte vermeiden möchten.)

Grundidee 4/5
Schreibstil 4,5/5
Emotionen 4,5/5
Spannung 3,5/5
Charaktere 5+/5
Liebesgeschichte 4,5/5
Erotik 5/5

*Fazit:*
Auch wenn dies kein typischer historischer Liebesroman ist, konnte er mich gut unterhalten. Romantischer Regency Flair kam hier allerdings nicht auf. Sex und leidenschaftliches Verlangen stehen eindeutig im Vordergrund und dafür mussten die Rahmenhandlung, Romantik und die Konzentration auf zwischenmenschliche Beziehung außerhalb des Bettes leider in den Hintergrund rücken. Trotzdem glänzte die Autorin wieder mit sehr gut ausgearbeiteten Hauptcharakteren und heißen erotischen Szenen. Ich kann dieses Buch jedem Erotikbuch-Fan empfehlen. 

 4 von 5 Sternen





1 Kommentar:

  1. Hallo Sunny!

    Da der Titel erst heute erscheint, werdet ihr dann die nächsten Tage eure Codes bekommen!

    Liebe Grüße,
    Nazurka

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