Freitag, 30. Oktober 2020

Rezi "Der Trotzkopf" Emmy von Rhoden

 

Titel: Der Trotzkopf

Autor: Emmy von Rhoden

Verlag: cbj Audio

ISBN: 978-3-8371-5269-2

Preis: 11,95 €

Genre: Jugendbuch

Format: Hörbuch Download
Laufzeit
: 5h 45min (gekürzt)

Sprecherin: Heike Makatsch

Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2020



4 von 5 Sternen

*Inhalt:*

Turbulente Internatsabenteuer, Streiche, Mädchenfreundschaften und die erste große Liebe

Ein Klassiker der „Backfisch-Literatur“, der Generation für Generation weitergegeben wird: Der „Trotzkopf“, die ungestüme und freche Ilse, wird vom elterlichen Hof ins Internat geschickt. Hier soll sie, die bisher eher wild aufgewachsen ist, standesgemäß erzogen werden. Nach ersten Eingewöhnungsschwierigkeiten findet Ilse schnell enge Freundinnen, mit welchen sie Streiche schmiedet, aber auch die traurigen Seiten des Lebens kennenlernt. Die großen Gefühle und die Natürlichkeit des „Trotzkopfs“ begeistern bis heute ungebrochen.

(c)cbjAudio


*Meinung:*
Oh mein Gott, war das wieder eine Reise zurück in die Vergangenheit. Das war wirklich Nostalgie pur und das sollte jeder, der das liest auch bei meiner Rezension beachten. Ich weiß nicht, wie mir das ganze gefallen hätte, würde ich damit nicht so schöne Erinnerungen aus meiner Kindheit mit verbinden. Realistisch gesehen, ist das ganze nicht mehr zeitgemäß geschrieben und der moralische Zeigefinger trifft einen so manches mal mitten ins Gesicht, aber es handelt halt auch von einer Zeit, die so ganz anders war als unsere.


An die gestelzte Wortwahl hatte ich mich schnell gewöhnt und es rundete dieses nostalgische Gefühl richtig ab. Ich würde es mir hier nicht anders wünschen. Witzig fand ich, wie unterschiedlich ich die Geschichte nun als Erwachsene aufnahm. Ich weiß noch genau welche Szenen mich als Kind so begeistert hatten, denn „Der Trotzkopf“ gehörte damals zu meinen Lieblingsbüchern. Heute kann ich nicht mehr recht nachvollziehen, wie großartig ich die ein oder andere Szene fand, aber sehr gut unterhalten haben sie mich trotzdem und mir fielen nun andere Szenen mehr ins Auge. Ich finde es wird einfach eine richtig schöne Geschichte von einer 15 Jährigen erzählt, die erst machen durfte was sie wollte und dann plötzlich in ein Pensionat für ein Jahr gesteckt wird, wo man sie zur Dame macht. Natürlich ist das heutzutage alles nicht mehr mit unseren Moral- und Erziehungsvorstellungen zu vereinbaren und so stießen mir so manche Szenen einfach auch etwas schwer auf. Die Entwicklung von Ilse sehe ich heute natürlich eher bedenklich und Individualismus wird hier nicht groß geschrieben. Allerdings finde es bei dieser Art von Buch auch irgendwie merkwürdig es auf diese Aspekte auseinanderzunehmen. Gerade die sehr gestelzte Ausdrucksweise hilft da doch sehr, den Abstand zu gewinnen und sich zu erinnern, dass es andere Zeiten gab und dies eben eine Geschichte ist und nicht mehr.


Ilse ist 15 Jahre zu Beginn des Buches, benimmt sich aber (mit der heutigen Zeit verglichen) eher wie eine 10jährige. Ich mochte ihre wilde Art, die sie eigentlich nie komplett ablegte, aber die doch stark verändert wurde durch die Erziehung im Pensionat. Diese Entwicklung kann ich teilweise nicht nachvollziehen, aber es ist wirklich schwierig sich in ein Mädchen dieser Zeit hinein zu versetzten. Da muss ich dann auch oft an Geschichten denken, die mir meine Mutter aus ihrer Kindheit und Jugend erzählt hat, die für mich auch in keinster Weise nachvollziehbar sind. So ist es vielleicht doch gar nicht so abwegig, dass Ilse sich sehr schnell das annahm, was man ihr dort beibrachte. Wirklich mitgefühlt habe ich dann wieder bei der sehr, sehr traurigen Szene des Buches und das ging mir heute so wie früher. Auch in der Hörbuchfassung kam das sehr emotional herüber. Allgemein hatte ich viele Szenen wirklich vor Augen und vor allem wurde die Charaktere richtig gut beschrieben. Ein Nebencharakter hatte es mir damals wie heute schwer angetan – die Engländerin und beste Freundin von Ilse, Nelly. Sie ist einfach so ein herzensguter Mensch und für Ilse wirklich eine wahre Freundin. Auch die Gesten, die sowohl Ilse als auch Nelly anderen gegenüber machen, waren wirklich schön und auch das war mir von damals noch sehr im Gedächtnis geblieben. Vor allem die wunderschöne Weihnachtsszene. Und wenn einem so was noch nach Jahren ans Herz geht, muss es doch einfach gut sein. Einzig wirklich negativ fand ich am Schreibstil, dass die Autorin es dem Leser wohl nicht zutraute, zwischen den Zeilen zu lesen. Sie musste immer wieder recht plump darauf hinweisen, dass ein Charakter, der gerade sehr streng war, es doch so sehr aus Liebe tat oder ähnliches. Das ist der Grund warum das Buch keine 5 Sterne von mir bekommt. So etwas stört mich, vor allem wenn es so plump geschrieben wird und nicht irgendwie umschrieben. Da kann ich dann auch kein Auge zudrücken, weil das ganze ja 1885 erschienen ist.


Die Hörbuchfassung ist übrigens sehr zu empfehlen. Heike Makatsch liest das Ganze hervorragend und verstellt ihre Stimmer sehr angenehm. Der absolute Hammer war aber wie sie Nellys Akzent und ihre merkwürdige Sprache herüberbrachte. Ich würde dem Hörbuch daher immer den Vorzug geben.



*Fazit:*

Die Art und Weise wie es geschrieben wurde, ist heute zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, aber es vermittelt wirklich einen tollen Nostalgie-Effekt. Heute wie damals hat mich die Geschichte sehr begeistern können, auch wenn ich sie heute doch etwas kritischer betrachte.

 4 von 5 Sternen


 

 

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