Donnerstag, 27. März 2014

Rezi "Eine mondlose Nacht" Shira Geffen und Etgar Keret

Titel: Eine mondlose Nacht
Autor: Shira Geffen und Etgar Keret
Illustrator: David Polonsky
Originaltitel: A moonless night
Verlag: KJB
ISBN: 978-3596856398
Preis: 14,99 €
Genre: Kinderbuch
Format: Hardcover ohne Schutzumschlag
Seitenzahl: 48
Erscheinungsdatum: 27.03.2014
Reihe: keine


5 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Eine wunderbare Vater-Tochter-Gutenachtgeschichte mit großartigen Bildern des mehrfach preisgekrönten Illustrators David Polonsky Die kleine Zohar kann ohne den Mond am Himmel nicht einschlafen, deshalb macht sie sich auf die Suche nach ihm. Sie befragt die Katze, die Fledermäuse, den Polizisten. Alle sagen, sie hätten den Mond nicht gesehen....
(c)KJB

*Wie kam das Buch zu mir*
Ich hatte das Buch in der Verlagsvorschau gesehen und mich hat das Cover/bzw. der Zeichenstil sofort angesprochen. Das sah nach einem schönen Sammelstück aus. Außerdem lese ich solche Kinderbücher gern den Kindern auf Arbeit vor.

*Aufmachung/Qualität*
Die Aufmachung ist sehr hochwertig. Das Cover und die Seiten sind stabil ohne klobig zu wirken. Auf die Zeichnungen und den Aufbau an sich gehe ich später noch genau ein.

*Meinung:*
Der Inhalt
ist wunderschön und sehr passend für ein Kinderbuch. Es eignet sich prima als Gute-Nacht-Geschicht. Ein kleines Mädchen kann nicht schlafen, weil der Mond nicht am Himmel steht. Also macht sie sich auf die Suche nach dem Mond. Auf ihrem Weg trifft sie eine Katze, einen Polizisten und einen Mann, der sehr einsam ist. Bei ihm im Haus findet sie dann auch den Mond. Thematisiert wird hier Einsamkeit und Freundschaft und das auf eine sehr einfühlsame Weise. Aber auch die Thematik der Pflichterfüllung wird interessant in die Geschichte eingebaut. Das Buch ist durchaus auch etwas für Erwachsene, die gern Kinderbücher lesen bzw. die schön illustrierte Kinderbücher sammeln.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Geschichte stammt aus dem Hebräischen von Barbara Linner und ist in Reimform verfasst. Im Deutschen wirken einige der Reime wunderschön, aber andere empfindet man als holperig oder nicht passend. An diese Mischung muss man sich erst etwas gewöhnen. Am Ende hat es mich nicht mehr gestört. Meinem Testkind ist es scheinbar nicht aufgefallen, aber als Erwachsener sollte man die Geschichte vielleicht vorher mal Probelesen, um sie dann flüssiger vortragen zu können. Einige Reime sind sogar so melodisch, dass sie zum nachsprechen anregen. Mein Testkind wollte die Geschichte gleich nochmal hören und sprach dann zwei Stellen sogar nach.

Der Zeichenstil ist atemberaubend. Die Bilder haben einen leicht metallischen Glanz. Die Farben sind sehr gut aufeinander abgestimmt. Das ganze spielt nachts und trotzdem ist das Buch an keiner Stelle düster, man hat immer eine leichten Schimmer Helligkeit und weiß trotzdem das es nachts ist. Dadurch wirkt das Buch nicht beängstigend, was wichtig ist, da es bereits ab 2-3 Jahren empfohlen wird. Durchweg sind die Farben eher blau/grau Schattierungen, aber jede Seite hat auch ihre richtigen hellen Lichtpunkte. Zum Beispiel ist Zohars (Hauptperson) Haar immer hellgelb, aber auch die Augen von Tieren, Licht von einer Taschenlampe oder von Fenstern aus beleuchteten Häuser bieten eine angenehmen Kontrast zum Rest des Bildes. Das Spiel mit Licht und Schatten ist einfach wunderschön. Für mich ist es das schönste illustrierte Buch, dass ich je in den Händen gehalten habe. Im großen und ganzen stehen sich jeweils eine illustrierte Seite und eine Textseite gegenüber. Wobei der Text nicht die gesamte Seite füllt, sondern meist 1-2 Strophen unterschiedlicher Länge enthält. Es gibt aber auch Doppelseiten bei denen der Text in das Bild integriert ist oder bei dem es keinen Text gibt. Das schafft ein wenig Abwechslung und lässt dann die Bilder intensiver wirken. Diese Stellen sind sehr geschickt gewählt.

Zohar ist eine nette kleine Protagonistin, die mit offenen Augen die Welt erkundet und auch zu ihrer Meinung steht. Kinder können sich sicher gut mit ihr identifizieren. Sie macht Mut sich auch einmal einzumischen und andere zu etwas zu bewegen. Der Mond an sich sagt hier nicht viel, er wird als eine Art Person dargestellt. Ein Polizist spielt eine Nebenrolle und symbolisiert den typischen Erwachsenen, der nur schwarz oder weiß sieht und alles was er sich nicht erklären kann, als unmöglich oder Kinderkram abtut. Eine weitere erwachsene Person spielt eine große Rolle. Er ruft Mitgefühl hervor und bringt die Kinder daher dazu seine Lage zu verstehen. Der Mann ist sehr einsam und wünscht sich daher den Mond als Freund.

Die Altersempfehlung ist in Ordnung, allerdings bezweifele ich, dass 2-3jährige die Geschichte wirklich erfassen können. Es gibt inhaltlich oder auch bildlich nichts was ein Kind in diesem Alter Angst machen könnte oder es zu sehr überfordern würde. Ich selbst habe das Buch mit einem 5jährigen Jungen getestet, da mir momentan keine anderen Testkinder zur Verfügung standen. Meine Arbeit mit Kindern lässt mich aber vermuten, dass unsere 3jährigen das Buch sicher bis zum Ende mit angeguckt hätten, inhaltlich aber kaum etwas wiedergeben könnten. Man kann aber sehr gut mit den Bildern allein arbeiten und selbst einen einfacheren Text dazu erzählen. Die Charaktere haben eine sehr deutliche Mimik und Gestik und animieren daher bereits sehr junge Zuhörer zum miterleben und mitfühlen.

Kindermeinung eines 5 jährigen Jungen:
Er war begeistert von dem Buch und wollte es im Anschluss gleich noch einmal hören. Erst dachte ich, dass es durch die weibliche Protagonistin vielleicht eher nichts für ihn ist, aber er war von Anfang an gefesselt. Die Reime, die sich wirklich reimten haben ihm sehr gut gefallen und beim erneuten Lesen hatte er dann zwei mitgesprochen. Das sich manch andere Zeilen nicht reimten, hat er nicht kommentiert oder hinterher irgendwie erwähnt, als ich ihn fragte was ihm gut und schlecht gefallen hat. Schlecht hat ihm nur der Polizist gefallen, weil er Zohar nicht geglaubt hat, aber das ist ja keine Kritik am Buch sondern war vom Autor so gedacht. Inhaltlich hat er die Geschichte sehr gut erfasst und konnte alles wiedergeben. In die Charaktere konnte er sich gut hinein fühlen und hatte Mitleid mit dem einsamen Mann, der den Mond in der Nacht gern bei sich im Haus hat. Er zog sogar Parallelen zu seinem Leben und meinte, dass seine Mutti ja auch zur Arbeit gehen muss, wie der Mond, und daher auch nicht immer bei ihm ist. Seine Lösung war, dass der Mond doch am Tag dann zu dem Mann gehen kann, wenn er seine Arbeit erledigt hat. Nun das war dann etwas schwieriger zu erklären. Es zeigt aber, dass er sich wirklich mit der Geschichte auseinander gesetzt hat.


Grundidee 5/5
Schreibstil 4/5
Zeichenstil 5++/5
Lehrgehalt 4/5
Charaktere 5/5


*Fazit:*
Die Geschichte ist gut geeignet für Kinder, animiert zum mitfühlen und macht Mut, auch mal seine Meinung zu sagen. Es thematisiert Freundschaft, aber vor allem auch Einsamkeit. Die Reime wirken durch die Übersetzung teilweise etwas holperig, andere dagegen wieder wunderschön melodisch. Die Zeichnungen sind sowohl im Stil, als auch in der Farb- und Kontrastwahl einzigartig schön. Dies ist ein ganz besonderes Kinderbuch, dass nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene begeistern wird. Für mich ist es das schönste illustrierte Kinderbuch, das ich je in den Händen gehalten habe. 

 5 von 5 Sternen
 

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