Montag, 7. Dezember 2015

Rezi "Alte Familienrezepte aus dem Sudetenland" Harald Saul

Titel: Alte Familienrezepte aus dem Sudetenland
Autor: Harald Saul
Verlag: Bassermann
ISBN: 978-3-8094-3355-2
Preis: 7,99 €
Genre: Kochbuch
Format: Hardcover
Seitenzahl: 136
Erscheinungsdatum: 16. November 2015


4 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Noch mehr feine Rezepte und Geschichten aus dem Sudetenland
Sauerkrautsuppe, Kartoffelgulasch, Pilzragout auf Böhmische Art oder Gablonzer Husaren-krapfen zeigen, dass das Sudetenland einiges an kulinarischer Vielfalt zu bieten hat. Nach dem Erfolg seines ersten Bandes über die Küche des Sudetenlands präsentiert Harald Saul mit dem zweiten Band einen köstlichen Nachschlag. Auch dieses Kochbuch basiert auf handgeschrie-benen Kochbuchaufzeichnungen, Aufnahmen aus privaten Fotoalben und Geschichten von Menschen aus der Region. Auf diese Weise werden die Küchenschätze des Sudetenlands geborgen und wertvolle Erinnerungen weitergegeben.
(c)Bassermann


*Wie kam das Buch zu mir*
Das Buch wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt.


*Meinung:*Auf das Buch bin ich durch das Cover aufmerksam geworden. Außerdem gefiel mir die Konzeptidee hier alte traditionelle Rezepte aus Familien zu zeigen und noch dazu etwas über die Familien zu berichten. Das Buch ist ein dünnes Hardcover. Die Aufmachung finde ich wirklich sehr schön. Die Bilder im Buch sind in Sepia gehalten und zeigen die verschiedenen Familien von denen die Rezepte stammen. Meist stammen sie aus der Zeit um 1910 bis 1950. Die Familiengeschichten waren unglaublich interessant, weil sie meist ja die Kriegszeit enthielten und es wirklich viele verschiedene Erlebnisse und Schicksale gab. Diese Familiengeschichte haben mir noch viel besser gefallen als die Rezepte. Teilweise reichten die anfänglichen Familienerlebnisse auch ins 19 Jahrhundert und wurden bis ins 21 Jahrhundert beschrieben. Es waren teilweise wirklich bewegende Schicksale. Man ließt hier von einfachen aber sehr liebevoll beschriebenen Kindheiten mit sehr persönlichen Erinnerungen. Aber auch traurige Geschichten über Verlust, Krankheit, Vergewaltigungen, Kriegsschicksale und vieles mehr. Am Anfang des Buches gibt es eine Karte des Sudetenlandes. Alles wirklich sehr schön aufgemacht.

Die Rezepte waren meist sehr einfach und rustikal. Das hat mir grundsätzlich gefallen, da einiges für mich sehr unbekannt war. Allerdings haben sich viele Rezepte sehr geähnelt. Das lag sicher an den doch begrenzten Zutaten in der Kriegszeit bzw. Vor- und Nachkriegszeit aus der viele Rezepte stammen. Zum anderen mag ich Koch- und Backbücher ohne Bilder zu den Rezepten grundsätzlich nicht. Die Bilder bezogen sich hier immer auf die Familie - also Familienfotos und Fotos der Umgebung. Die Rezepte wurde übersichtlich dargestellt und einfach beschrieben. Man bekommt hier Rezepte von Kuchen über deftige Eintöpfe, Hauptgerichte und Vorspeisen. Es gibt Fleischgerichte, Aufläufe, Suppen, Knödel und vieles mehr. Viele wirklich leckere bzw. sehr interessante und neugierig machende Rezepte. Ich habe bisher 4 Gerichte nachgekocht bzw. -gebacken und alle waren durchweg interessant, aber sind bisher nicht in mein Hightlight-Rezeptebuch eingezogen.

Hier noch ein Bespiel eines für mich sehr ausgefallenen Rezeptes. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen wie das funktionieren soll. Hier wird nämlich ein Teig nur aus trockenen Zutaten hergestellt und man gießt dann eine Quark-Schmand-Mischung darauf. So etwas kannte ich noch nicht und es hat überraschend gut funktioniert und kam bei den Testessern sehr gut an. Es handelt sich um den Stangendorfer Quarkkuchen.




*Fazit:*
Von den Rezepten her war es für mich eher ein durchschnittliches Koch- und Backbuch und die fehlende Rezeptbebilderung hat mich auch gestört. Die Familiengeschichten bzw. Familienschicksale und Kindheitserinnerungen haben mich aber so richtig fesseln können und machten das Buch dann doch zu einen Highlight für mich.

 4 von 5 Sternen


2 Kommentare:

  1. Hallöchen =)

    Sehr tolle Rezension! Ich hatte schon überlegt, ob ich mir das Buch zulegen soll. Ich glaube ich habe den Vorgänger davon meiner Oma geschenkt. Sie hat diese Zeit der Flucht damals am eigenen Leib miterlebt und sie hat sich total über das Buch gefreut und viele Dinge aus den Geschichten der Familien und der Rezepte wiedererkannt.
    Ich hab mich früher nie für Geschichte interessiert, aber wenn es die eigene betrifft, dann ist das plötzlich was anderes. Es scheint alles gar nicht mehr so weit weg zu sein.
    Ich glaube ich kann nachvollziehen, warum es für dich "nur" ein durchscnittliches Backbuch ist. Die Rezepte waren damals eben alle sehr einfach ausgerichtet, aber das ist irgendwie genau der Charme dabei.
    Die Bilder haben mir auch schon im ersten Band gefehlt.
    Trotzdem ist das glaub ich was für mich =)

    Eine Frage hätte ich noch: Wie kommst du genau auf dieses Buch? Gibt es in deiner Familie auch Wuzeln im Sudetenland?

    LG
    Anja

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    1. Meine Oma musste damals mit 4 Kindern aus Schlesien flüchten. Zwei Kinder hatte sie auf dem Weg 'verloren' bzw. sie wurden getrennt, aber Gott sei Dank fanden sie dann in Deutschland wieder zusammen. Sehr erschreckend. Man kann sich kaum vorstellen was man in dieser Zeit so alles erleben musste. Einige alte Rezepte hat mein Vater dann übernommen und kocht sie noch heute. Nur Backrezepte hat er nicht übernommen und meine Oma ist leider schon lange Zeit tod, so dass dieses Wissen nun für immer verloren gegangen ist.
      Ich denke aber durch dieses persönlichen Hintergrund haben mich die Familienschicksale im Buch besonders angesprochen.
      Aus welcher Gegend stammte denn deine Oma?
      Liebe Grüße
      Sunny

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