Titel: Die
Geschichtenerfinderkinder
Autor: Martin Auer & Katharina Sieg
Autor: Martin Auer & Katharina Sieg
Verlag:
Langenscheidt
ISBN:
978-3-468-21024-2
Preis: 19,99
€
Genre: Kinderbuch
empfohlenes Alter:
ab 5 Jahren
Format: Hardcover
ohne Schutzumschlag
Seitenzahl: 144 Seiten
Seitenzahl: 144 Seiten
Erscheinungsdatum: 08.08.2013
5+ von 5 Sternen
*Inhalt:*
Die schönsten
Geschichten sind doch die selbst erfundenen. Gemeinsam mit Karin, der
Bibliothekarin, erzählen sich die Kinder zauberhafte Geschichten von
Prinzessinnen in Hosentaschen und hopsenden Tigern, fliegenden
Kaugummis und Babymonstern, die nicht einschlafen können.
© Langenscheidt
*Wie kam das Buch zu mir*
Ich bin ja immer
auf der Suche nach Kinderbüchern, um sie mit den Kindern auf Arbeit
(Mutter-Kind-Heim) zu lesen und den Müttern Anregung zu geben, wie
sie Bücher zur Förderung ihrer Kinder nutzen können. Dieses Buch
habe ich über Lovelybooks (Literaturportal) im Rahmen eines
Leseabenteuers zur Verfügung gestellt bekommen.
*Aufmachung/Qualität*
Sowohl der
Einband, als auch die Seitenstärke und die Bindung sind sehr
hochwertig. Leider ist das Buch dadurch auch sehr schwer und für
Kinderhände unhandlich. Beim Vorlesen kann es selbst Erwachsen etwas
schwer werden, vor allem wenn die Zuhörer dann noch auf das Buch
draufdrücken, weil sie etwas zeigen wollen.
Zu den Zeichnungen
schreibe ich später noch mehr, aber ich möchte hier schon mal
erwähnen das das Buch reich und sehr abwechslungsreich illustriert.
Manche Zeichnungen nehmen eine ganze Doppelseite ein, andere eine
ganze Seite und es gibt auch viele kleinere Zeichnungen, die einfach
in den Text mit eingebaut werden. Perfekt um Kinder auch bei sehr
umfangreichen Geschichten bei Laune zu halten.
*Meinung:*Dieses
Buch erhält von mir die Sonderwertung,
weil es für mich einfach alles enthält was ein gutes Kinderbuch
braucht – angenehm eingebauter Lerngehalt, hoher Spass – und
Erlebnisfaktor und Zeichnungen, die Kinder ansprechen. Das Buch ist
noch dazu unglaublich fantasyreich und die Geschichten konnten meine
Tester in den Bann ziehen und selbst ich genoss das Vorlesen. Das
Buch hat mit 19,99 € einen stattlichen Preis, aber für das Geld
erhält man einiges. Zudem hat es noch den Vorteil, dass es lange
Zeit interessant bleiben wird und vielleicht später sogar noch
selbst von den Kindern gelesen wird, wenn sie ins Lesealter kommen.
So
nun aber zum Inhalt.
Der ist so umfangreich, dass ich hier nur kurz anreißen werde, worum
es geht. Eine neue Bibliothekarin kommt in die Stadt und engagiert
sich für die Kinder. Sie organisiert Büchereinachmittage bei denen
die Kinder und auch so mancher Erwachsener Geschichten erzählen.
Dazu richten sie sich ein richtig tolles Lesezimmer ein, bei dem das
ganze Abenteuer schon anfängt. Hier waren meine Testleser bereits
begeistert und wären am liebsten mit den andern Kindern im Buch und
in dem Lesezimmer gewesen. Dann beginnen die vielen kleinen
Geschichten, die im Großen und Ganzen meist von den Kindern erzählt
werden und je nach Alter des Kindes welches gerade die Geschichte
erzählt, ist diese dann mehr oder weniger umfangreich und
gehaltvoll. Es gibt aber auch Erwachsene die Geschichten erzählen.
Vor allem die Bibliothekarin. Sie bezieht dann die Kinder in die
Geschichten mit ein und gestaltet das ganze als eine Art Abenteuer,
was sie mit den Kindern zusammen erlebt bzw. erlebt hat. Die
Geschichten sind unglaublich fantasievoll und beschäftigen sich mit
vielen Themen. Als Erwachsenem fällt einem sehr genau auf, dass hier
bewusst Themen gewählt werden, die Kinder moralisch und sozial
beeinflussen sollen. Allerdings
sind sie so gut in die Geschichten verpackt, dass Kindern der
Lerngehalt nicht bewusst auffällt. Meine beiden Tester waren immer
sehr vertieft in die Geschichte. Beim anschließenden Reflektieren
wurde deutlich, dass sie diese speziellen Themen sehr wohl
aufgenommen haben und man konnte im Nachhinein gut mit ihnen darüber
diskutieren. Einige dieser Themen sind zum Beispiel Tod, Verlust
eines nahestehenden Menschen, alleinerziehende Eltern, Behinderungen,
Karies, Sorge für ein Haustier... All diese Themen werden bereits
durch stilistische Mittel in der Geschichte geschickt reflektiert, da
die Kinder im Buch sich meist vor oder nach einer Geschichte über
das erzählte unterhalten oder Geschichten auch durch bestimmte
Kommentare von Kindern unterbrochen werden. Das Buch ist unglaublich
umfangreich, aber durch die vielen kürzeren Geschichten eignet es
sich trotzdem sehr gut als Gute-Nacht-Geschichten-Buch.
Die Kinder in dem
Buch sind von unterschiedlicher Herkunft bzw. haben einen
unterschiedlichen kulturellen Hintergrund und sie sind
verschiedenen Alters. Ältere Kinder unterstützen die jüngeren
Kinder, aber hier ist niemand perfekt und das ist gut so. Man hat
wirklich das Gefühl diese Gruppe von Kindern könnte es tatsächlich
geben und sie regieren altersentsprechend. Geschickt wird hier die
Peer-Gruppe als Vermittler von moralischen und sozialen
Lerninhalten genutzt. Das hat mich als Pädagogin natürlich
besonders begeistert, aber ich konnte auch direkt bei meinen
Testlesern miterleben wie gut dieses System funktionierte.
Die Bilder sind
von Katharina Sieg. Ich mag ihre Zeichnungen ja überhaupt
nicht, aber schon bei „Die Tuschelmuscheln“ waren meine Tester
absolut begeistert von ihren Zeichnungen. Hier sieht man wie weit die
Erwachsenenmeinung von der Kindermeinung abweichen kann. Ich
persönlich finde die Zeichnungen unproportional, einfach und nicht
ansprechend. Die Kinder fanden sie unglaublich witzig und sie mochten
die Farben. Zum Text waren die Bilder sehr gut gewählt und
inhaltlich interessant. Sie sind meist auf Humor ausgelegt, die
zumindest bei meinen Tester voll ankam.
Kindermeinungen bzw.
was mir bei den Kindern aufgefallen ist:
Allgemein:
Für
mich war es eine Herausforderung dieses umfangreiche Buch auf Arbeit
zu testen, zumal ich jedem Testkind einzeln vorlesen wollte, um ein
unverfälschtes Ergebnis zu bekommen. Naja, manche Geschichten haben
wir dann gemeinsam gelesen und den größten Teil habe ich dann
getrennt zur Schlafenszeit vorgelesen.
Testperson A
weiblich, 5 Jahre
6 Monate
Frau Obeschlau,
wie ich sie gerne nenne, war hier mal überraschend ruhig. Sonst
findet sie sofort etwas 'was ja mal gar nicht so geht'. Sie findet
jeden kleinen Fehler in Bildern, aber hier war sie einfach nur
gebannt von den Geschichten und fasziniert von den Bildern. Allein
das ist schon eine Sonderwertung für das Buch wert. Fragen zum
Inhalt konnte sie mir gut beantwortet und teilte mir auch ihre
Meinung zu bestimmten Dingen mit. Ihr Lieblingskapitel war das mit
den Prinzessinnen, Rittern und Drachen. Auch die Lösung, die die
Prinzessinnen und Ritter (und Drachen) am Ende für ihr 'Problem'
fanden, gefiel ihr gut und sie hatte noch einige Vorschläge wofür
man die Drachen noch hätte einsetzten können. Sie hat sich an
einigen Stellen amüsiert, was ebenfalls eine Leistung ist für
dieses Buch. Sonst wird ja alles lustige von ihr soweit auseinander
genommen, dass es nicht mehr lustig ist. Richtig toll fand sie das
Kapitel mit dem Monsterbaby. Nachdem sie mir erklärt hat, dass es
keine Monster gibt und wir uns mal wieder (zum gefühlten tausendsten
Mal) darauf geeinigt haben, dass es ja nur ein Geschichte ist und das
ganze nicht echt ist, wollte sie die Geschichte immer und immer
wieder hören. Meine Kollegen mussten sie dann in ihren Diensten
ebenfalls vorlesen.
Auch wenn es oft
gewollt moralisch und sozial korrekt herüberkommt, finde ich es gut,
dass bewusst Kinder verschiedener Hautfarben und auch Kinder mit
Behinderungen in die Geschichte und den Bildern aufgenommen wurden.
Dieses Testkind hier hatte überhaupt keine Ahnung was es bedeutet
eine andere Hautfarbe zu haben und war tatsächlich der Meinung das
Schwarze einfach zu lange in der Sonne waren. Ich muss hier natürlich
betonen, dass ich mit Müttern und Kindern der Unterschicht
zusammenarbeite und auch bereits in diesem Alter schon ziemlich
starke Vorurteile einfach so mit übernommen werden, weil sie diese
von ihren Eltern hören. Bücher wie diese bieten solchen Kindern
einen anderen Blickwinkel, solange sie nicht von Personen vorgelesen
werden, die ihre eigenen Vorurteile auch ihrem Kinder vermitteln
wollen. Da das Buch sich aber inhaltlich auch noch für ältere
Kinder eignet könnte es wenigstens im Selbstlesealter eine andere
Sichtweise vermitteln.
Bei meiner
weiblichen Testleserin kamen sowohl Inhalt als auch die Zeichnungen
super an. Volle Wertung.
Testperson B
männlich, 6
Jahre, 2 Monate
Dieser kleine Mann
liebt Bücher und pflückt nicht wie Testperson A alles auseinander.
Er war begeistert und konnte sich sehr lange auf die Geschichten
konzentrieren. Mit ihm bin ich deutlich schneller vorangekommen.
Durch anschließende Fragen wurde klar, dass er den Inhalt verstand
und sich eigene Gedanken zu den Themen machte. Er ist ein sehr
sozialer Typ und er kommentierte meist das Verhalten der Kinder. Die
Rollstuhlfahrerin fand er zum Beispiel total unhöflich, auch nach
einer etwas längeren Diskussion mit ihm, seiner Mutter und mir,
beharrte er darauf, dass es ihm egal sei, ob sie im Rollstuhl sitzt
oder nicht, er mag sie nicht weil sie so unhöflich und anstrengend
ist. Im Gegensatz zu Testperson A kringelte er sich regelrecht vor
lachen bei einigen Stellen. Die Gute-Nacht-Geschichte, die einer der
Väter erzählt (die mit der Spinne und dem zählen ihrer Beine) fand
er so toll, dass er sie noch Tage danach ständig nacherzählte und
sich darüber kaputtlachte. Auch die Monster fand er unglaublich
lustig gezeichnet. Die Geschichte um den Tod eines Bruders am Ende
des Buches machte ihn sehr traurig. Er fühlte wirklich mit den
Kindern mit.
Bei ihm war sowohl
der Spaßfaktor als auch die Lerninhaltsvermittlung sehr hoch und was
will man mehr von einem Buch. Er würde dem Buch auch volle Punktzahl
geben.
Inhalt 5+/5
Zeichenstil 2/5
Lerngehalt 4,5/5 (sehr hoher
sozialer Lerninhalt)
Spaßfaktor 5/5
*Fazit:*
Für mich ist dies
aus vielen Gründen eines der besten Kinderbücher, die ich kenne.
Die Geschichten sind interessant und vermitteln moralische und
soziale Werte ohne auf die Kinder belehrend zu wirken. Die
Zeichnungen finde ich persönlich zwar hässlich, aber den Kinder
gefielen sie gut und sie ergänzten den Text perfekt. Auf so gut wie
jeder Seite, zumindest auf jeder Doppelseite waren Illustrationen zu
sehen. Das lockert den umfangreichen Text auf und die Kinder haben
etwas zum angucken während der Erwachsenen liest. Meine beiden
Testleser waren begeistert und ich als Sozialpädagogin finde das
Buch pädagogisch sehr wertvoll.
5+ von 5 Sternen
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