Titel: Im
zauberhaften ABC-Zug zum Zungenbrecherfelsen
Autor: Andrea Schütze
Autor: Andrea Schütze
Verlag:
Langenscheidt
ISBN:
9783468210051
Preis: 14,99
€
Genre: Kinderbuch
empfohlenes Alter: ab
5 (laut Verlag) (meine Einschätzung ab 7 Jahren)
Format: Hardcover
ohne Schutzumschlag
Seitenzahl: 80 Seiten
Seitenzahl: 80 Seiten
Erscheinungsdatum: 08.08.2013
3,6 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Lea, Tim und Emily
begeben sich mit ihrem Opa wieder auf eine abenteuerliche ABC-Reise.
Diesmal tuckern sie in einer Lokomotive durchs Buchstabenland und
machen neue lustige Bekanntschaften. Kleine Elfchen zeigen ihnen, wie
man ganz leicht Gedichte selber macht. Das Quatschmatschmonster
stellt knifflige Quatschfragen und am Zungenbrecherfelsen beweist
Herr Fels, wie toll er schwierigste Schnellsprechsätze aufsagen
kann. Ob die Kinder da mithalten können? Ein großer Wörterspielspaß
für die ganze Familie.
(c) Langenscheidt
*Wie kam das Buch zu mir*
Dieses Buch habe
ich von Vorablesen zur
Verfügung gestellt bekommen.
*Aufmachung/Qualität*
Die Aufmachung
des Buches ist sehr schön und die Verarbeitung hochwertig. Das Buch
ist sehr stabil und für Kinderhände geeignet.
*Meinung:*
Dieses Buch habe
ich mal wieder mit Kinder bei meiner Arbeit im Mutter-Kind-Haus
getestet. Zu den Praxiserfahrungen komme ich am Ende der Rezension.
Erst einmal möchte ich ganz allgemein etwas zum Buch sagen und meine
ganz persönlichen Eindrücke schildern.
Schon als ich mir
das Buch auf Vorablesen.de angesehen habe, war ich skeptisch, was die
Altersangabe betrifft. Ich arbeite mit Kindern im Alter von
0-7 und dann wieder mit jungen Menschen von 12 bis 27 Jahren. Schon
die Leseprobe war für das empfohlene Alter von 5+ Jahren sehr
anspruchsvoll, aber ich war gespannt wie der Rest des Buches sei.
Die
Grundgeschichte des Buches ist richtig klasse und kindgerecht.
Ein Opa unternimmt eine Fantasyreise mit seinen 3 Enkeln und wird an
einigen Stellen auch von der Oma dabei unterstützt. Die kleine
Gruppe geht im Keller des Hauses mit einem Fantasy-Zug auf die Reise
zu verschiedenen Stationen, die jeweils etwas mit einem bestimmten
Buchstaben des Alphabets zu tun haben. Bei einigen Stationen geht es
nur um den Buchstaben, bei anderen aber auch um Begriffe aus der
Grammatik und eine Station vermittelte sogar Wissen aus dem
Englischem. So wurden zum Beispiel Begriffe wie Anagramm, Homonyme
und Homophone erklärt. Das bei einem vorgeschlagenen Alter von ab 5
Jahren? Selbst die Mütter, die bei meinem Testlesen mit den Kindern
dabei waren, konnten dem ganzen nicht folgen. Das machte auch für
die Kinder keinen Sinn. Für durchschnittlich intelligente Erwachsene
hat es sicher einen Lerneffekt beim Vorlesen und wie die
Kinder darauf reagieren, kommt sicher auf das Temperament und die
Auffassungsgabe jedes einzelnen Kindes an. Meine Tester haben ganz
unterschiedlich reagiert, aber dazu später mehr. Ich persönlich
finde, dass dies zu viel des Guten war und zu sehr in Richtung
Lehrbuch abdriftete. An sich war die Grundgeschichte aber sehr
fantasyreich und oft auch sehr lustig. Ganz nebenbei lernt mach auch
noch, dass sich Raupen verpuppen und das eine Lokomotive mit Kohle
betrieben wird und vieles mehr.
Auch einen
sozialen Lerneffekt hat das Buch. Die Kinder lernen auf
spielerische Art und Weise, dass man teilen, Rücksicht nehmen und
sich nicht über andere lustig machen sollte. Es gibt auch oft
Stellen bei denen man das Kind aktiv zu seiner Meinung befragen kann
oder es zum mitmachen auffordern kann. Für ältere Kinder ist das
Anagramm legen sicher sehr interessant. Aber auch das Morsealphabet
und das nationale und internationale Buchastbieralphabet bieten tolle
Mitmach-Möglichkeiten. Leider waren meine Tester zu jung dafür.
Beim Kapitel zum Morsealphabet und am Ende wird sogar aktiv zum
Rätsellösen aufgefordert, ansonsten kann man kleine Aufgaben aber
super beim Lesen des jeweiligen Kapitels einbauen. Ich denke für
Grundschullehrer/innen im Deutschunterricht wäre dieses Buch eine
sehr schöne Ergänzung. Vor 7 Jahren würde ich das Buch allerdings
nicht empfehlen und einige Kapitel sind selbst für 7 Jährige noch
zu kompliziert, um sie in ihrer Komplexität voll zu erfassen. Einen
hohen Lerneffekt hat das Buch sicher erst für 8 Jährige.
Die Zeichnungen
im Buch stammen von Judith Ganther und ich finde sie einfach aber
sehr kindgerecht. Das Buch wirkt sehr bunt, aber nicht überladen. Es
gibt vieles auf den Bildern zu entdecken und gerade für die jüngeren
Kinder ist der Bezug des Textes zu den Bildern sehr wichtig. Ich habe
oft versucht nach oder mitten im Lesen, auch die Bilder mit
einzubeziehen. Das gelingt bei dem Buch sehr gut.
Sowohl die Bilder
als auch die Geschichte ist sehr humorvoll geschrieben. In manchen
Kapiteln musste selbst ich schmunzeln und es werden einige
Zungenfertigkeiten von den Vorlesern gefordert. Stellenweise muss man
Wörter ohne Vokale oder mit vertauschen Buchstaben vorlesen, was
nicht immer einfach ist, aber zu großer Belustigung beim Publikum
führt.
So nun zum
Praxistest:
Testperson
Nummer 1:
6 Jahre, weiblich
Leider mussten wir
das Vorlesen nach einigen Kapiteln abbrechen, weil sich einfach kein
Interesse dafür einstellte. Wir versuchten es an 3 verschiedenen
Tagen, aber dann hatte sie endgültig keine Lust mehr. Die Bilder
gefielen ihr zwar, aber sie verstand rein gar nichts von der
Geschichte. Zum Schluss suchte ich nur noch die lustigen Geschichten
heraus und erzählte selbst etwas zu den Bildern. Das war dann wieder
interessant für sie. Das größte Problem war wohl, dass die
Geschichte bereits mit einem der schwersten und für jüngere Kinder
uninteressantesten Kapitel anfängt – dem Anagramm. Das war
dermaßen verwirrend und uninteressant für sie, dass das Interesse
am Buch schnell erlosch. Obwohl die Testperson schon viele Buchstaben
kennt und sogar einige schreiben kann, war das eindeutig zu
hochtrabend für sie. Die Kapitel beziehen sich auch zu etwa 80% auf
den reinen Lerneffekt. Selbst durch Einbeziehen der Bilder, konnte
nur gering mehr Interesse bei der Testperson ausgelöst werden. Die
Bilder waren toll und sie erzählte gern selbst eine Geschichte dazu
oder zählte bestimmte Sachen darauf, aber das war es dann auch.
Endergebnis: kaum Begeisterung, kein Lachen, kein Lerneffekt, Abbruch
des Buches
Testperson Nummer 2:
7 Jahre, männlich
Hier war die
Reaktion des Kindes auf das Buch ganz anders. Schon allein die
Geschichte, um die Lokomotivfahrt konnte Testperson 2 voll
begeistern. Auf die Frage was alles schon im Buch passiert sei,
antwortete er immer mit Dingen, die mit dem Zug zu tun hatten oder
der Reise. Zum Beispiel „Wir sind schon bei dem Zirkus gewesen“
oder „Wir sind durch den Tunnel gefahren“. Auf Wörter,
Buchstaben oder gar die doch eher hochtrabenden Informationen wie das
Buchastbieralphabet oder Morsealphabet wurde nicht genannt. Auch die
Rätselaufgaben zum Morsealphabet waren zu schwierig für ihn und er
hatte dafür wenig Geduld. Lustig fand er dagegen seinen eigenen
Namen aus dem Buchstabieralphabet zu hören und erzählte dann noch
Tage danach davon und dachte sich für andere Dinge ebenfalls
Buchstabieralphabet-Namen aus, die natürlich überhaupt keinen Sinn
ergaben, ihn aber unglaublich amüsierten. Ich denke in 2-3 Jahren
würde er deutlich mehr aus dem Buch mitnehmen und auch die
Rätselaufgaben lösen können. Der Humor des Buches lag voll auf
seiner Länge, er kicherte oft und dachte sich allen möglichen
Quatsch aus. Der Spaßfaktor lag also recht hoch, der Lerneffekt
allerdings sehr, sehr niedrig. Ich finde selbst für 7 Jährige das
Buch noch sehr hochtrabend.
Eine Bewertung
des Buches fiel mir sehr schwer. Wäre das Buch ab 7 oder 8
Jahren empfohlen worden, hätte ich dem Buch wahrscheinlich volle
Punktzahl gegeben, aber das Lesealter wurde eindeutig zu niedrig
angesetzt und viele Eltern verlassen sich sehr auf diese
Empfehlungen. Dafür gebe ich einen Punkt Abzug. Einen halben Punkt
ziehe ich dann noch einmal für den sehr hohen Stellenwert des
Lerneffektes ab. Hier wurde aus meiner Sicht versucht zu viel auf
einmal zu vermitteln und das Buch hat schon fast Lehrbuchcharakter
dadurch.
*Fazit:*
Dieses Buch hat
eine sehr schöne und fantasyvolle Grundgeschichte, aber leider wurde
zu viel Wert auf einen hohen und breitgefächerten Lerneffekt gelegt.
Zusammen mit der aus meiner Sicht falsch gewählten
Lesealterempfehlung bekam das Buch von mir 1,4 Punkte Abzug. Positiv
ist der humorvolle und abwechslungsreiche Inhalt und die
kindgerechten und bunten Bilder hervorzuheben. Ich denke den ganzen
Umfang an Wissen und Spaß können erst Kinder im Alter von 8 Jahren
und älter erfassen.
3,6 von 5 Sternen
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