Samstag, 15. März 2014

Rezi "Was wir auch tun" Marie Lucas

Titel: Was wir auch tun
Autor: Marie Lucas
Verlag: FJB
ISBN: 978-3-8414-2215-6
Preis: 16,99 €
Genre: Jugendbuch
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Seitenzahl: 496
Erscheinungsdatum: 06.03.2014
Reihe: keine


4,6 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Die 16-jährige Robin ist daran gewöhnt, ihren Willen durchzusetzen. Sie stammt aus einem gut behüteten Elternhaus, in ihrer Klasse ist sie beliebt und bei den Jungen gilt sie als unnahbar. Umso erstaunter sind alle, als sie eines Tages mit dem Außenseiter und notorischen Schulschwänzer Alex zusammenkommt. Alex sieht auf eine dunkle, geheimnisvolle Art gut aus. Er ist cool, und trotzdem ist etwas Brutales an ihm, etwas Abschreckendes, daher ist er nicht gerade beliebt. Anfänglich gefällt Robin die schweigsame, undurchdringliche Art von Alex. Doch je länger sie ihn kennt, je mehr sie ihn wirklich mag, desto mehr stört es sie, ihm nicht näherzukommen.
Nur Jasper, Robins Exfreund, scheint plötzlich mehr über ihn zu wissen. Er lässt immer öfter Andeutungen fallen und macht seltsame Anspielungen. Schließlich bedrängt er Alex:
Jasper zwingt ihn zu einem Deal: Einen Abend mit Robin - im Austausch dafür, dass er niemandem Alex` gefährliches Geheimnis verrät.
Es wird ein Abend, der jeden der drei an ihre Grenzen führt. Ein Abend, der eine Spirale an Misstrauen und Verdächtigungen in Gang setzt, die in einer Katastrophe endet.
(c)FJB

*Wie kam das Buch zu mir*
Das erste Buch der Autorin hat mir recht gut gefallen und daher wollte ich gern auch dieses hier ausprobieren. Das Cover war natürlich wieder ein absoluter Pluspunkt, aber auch der Inhalt hat mich angesprochen.

*Aufmachung/Qualität*
Ich mag das Cover wieder unglaublich gern. So ging es mir schon beim ähnlich gestaltetem ersten Buch der Autorin - „Zwischen Ewig und Jetzt“. Es passt auch super zum Inhalt, da die beiden Hauptprotagonisten wirklich fast in zwei unterschiedlichen Welten leben.
Das Buch an sich ist schlicht grau mit einer rosa Schrift. Die Geschichte ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die jeweils mit einer schwarz illustrierten Seite beginnt.

*Meinung:*
Der Inhalt
ist wenig spektakulär, aber das Buch lebt ganz einfach von der Atmosphäre, die die Autorin durch ihren Schreibstil erschafft. Es handelt vom Leben zweier Jugendlicher, die aus unterschiedlichen Milieus kommen. Aus meiner Sicht wurden beide Seiten gut dargestellt. Thematisiert wird neben der unterschiedlichen Klassenproblemen auch Freundschaft, Liebe und Gewalt. Einige Geheimnisse halten den Leser bei der Stange und es kommen nur einige etwas gestreckte Stellen vor. Diese etwas langatmigen Passagen sind auch das Einzige was ich am Buch zu bemängeln habe. Manchmal zog sich das Alltägliche doch etwas zu lange hin und man wartete darauf das wieder etwas entschiedenes passiert.

Der Schreibstil ist wirklich einzigartig. Ich musste mich erst etwas daran gewöhnen, da ich grundsätzlich kein Fan von der Gegenwartsform in Büchern bin. Hier konnte es mich aber schon nach kurzer Eingewöhnungszeit richtig in den Bann ziehen. Durch die Gegenwartsform und die teilweise kurzen, prägnanten Sätze schaffte die Autorin eine unglaubliche Atmosphäre. Gerade das Innenleben des Außenseiters Alex wurde dadurch richtig real für mich. Seine Wut und Verzweiflung war spürbar. Die Autorin schaffte es, dass ich die Handlung bildlich vor Augen hatte. Man wechselt oft die Perspektive und erlebt die Geschichte aus dem Blickwinkel einiger Charaktere – nicht nur Alex und Robin. Letztere stehen aber deutlich im Vordergrund. Die Passagen aus der Sicht anderer Charaktere wurden gut eingebaut und störten nicht im Lesefluss. Auch der Perspektivenwechsel zwischen den beiden Hauptcharakteren waren fließend und an keiner Stelle hatte ich das Gefühl etwas zu verpassen oder doppelt zu lesen. So macht lesen Spaß.

Das Buch ist eher ruhig und lebt wie oben schon erwähnt von seiner Atmosphäre und den kleinen Geheimnissen. Einige Stellen waren etwas lang gezogen, aber ich verlor trotzdem nie die Lust am Lesen. Wer allerdings viel Action oder Spannung braucht, wird hier nicht glücklich. Einige kleinen und große Geheimnisse machen das ganze interessant, aber grundsätzlich handelt es vom Alltag zweier Jugendlicher, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich aber trotzdem zu einander hingezogen fühlen. Typisch jugendliche Probleme und Intrigen würzen die Geschichte genauso wie die recht schwierigen Familiengeschichten der Charaktere.

Ich war überrascht wie viele Emotionen durch den recht einzigartigen Schreibstil bei mir ankamen. Vor allem Alex' schwieriges Leben und die Einblicke in seine komplexe Gefühlswelt, fand ich faszinierend. Er hat sowohl mit Traumata aus seiner Vergangenheit, mit aktuellen Familienproblemen als auch mit seiner Beziehung bzw. seiner Gefühle Robin betreffend zu kämpfen. Das alles wirkte sehr überzeugend und stimmig.Robin war mir streckenweise nicht ganz so sympathisch, da sie doch recht schnell mal von ihren Gefühlen übermannt wurde und recht naive oder besser gesagt oberflächliche Entscheidungen traf. Allerdings erinnerte sie mich vor allem mit ihrem Verhalten Jungs gegenüber deutlich an Personen aus meinem realen Umfeld und so konnte ich das ganze nachvollziehen, auch wenn ich es eher schockierend finde, wie sie sich körperlich ausnutzen lässt bzw. sich so wenig Gedanken um die Gefühle anderer macht. Richtig unsympathisch war sie mir aber nie und ich fieberte mit ihr mit und hoffte, dass sie ihre Oberflächlichkeit irgendwann selbst erkennt. Die Nebencharaktere waren auch gut beschrieben. Alex hat sehr spezielle Freunde, die realistisch herüberkamen. Auch die Person, die er immer im Gefängnis besucht (wird erst im Laufe der Geschichte aufgedeckt, daher verrate ich hier nichts weiter) war sehr interessant. Erwachsene spielten eher eine Nebenrolle, aber das war okay. Eine große Rolle spielte noch Jasper, Robins (Ex-)Freund. Er war mir wirklich unsympathisch, aber auch das passte zur Geschichte.

Die Liebesgeschichte ist eine klassische Dreiecksgeschichte und doch fand ich sie sehr gut erzählt. Sie wirkte realistisch, wenn auch teilweise erschreckende wie wenig Selbstachtung Robin manchmal an den Tag legte und sich dann zu Dingen hinreißen ließ, bei denen man als Erwachsener nur den Kopf schütteln kann. Als unrealistisch würde ich das aber leider nicht bezeichnen. Es passte zur Geschichte, aber ich hätte Robin manchmal schon gern die Augen geöffnet. Es gibt ein Hin und Her zwischen Jasper, Alex und Robin, aber es war sehr unterhaltsam zu lesen. Allerdings ist von vorn herein klar wer hier für wenn die beste Wahl ist. Da stimmte einfach die Chemie. Mehr verrate ich aber nicht.

Grundidee 4,5/5
Schreibstil 5/5
Spannung 4/5
Emotionen 5/5
Charaktere 4,5/5
Liebesgeschichte 5/5

*Fazit:*
Dies ist eine eher ruhige Geschichte, die von ihrer Atmosphäre, den Emotionen und den kleinen Geheimnissen lebt. Die Charaktere konnten mich überzeugen und ich langweilte mich trotz kleiner Längen nicht. Es ist ein schönes Buch über Freundschaft, Liebe, Erwachsen werden und Traumata bewältigen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der auf Action auch mal verzichten kann und mehr Wert auf Emotionen und atmosphärische Handlung legt.

 4,6 von 5 Sternen


Vielen Dank an den FJB-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

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