Titel: Mein
Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben
Autor: Sven Hannawald, Ulrich Pramann
Autor: Sven Hannawald, Ulrich Pramann
Verlag: Zarbert
Sandmann
ISBN:
978-3-89883-387-5
Preis: 19,99
€
Genre: Sachbuch,
Biografie
Format: Hardcover
Seitenzahl: 200
Seitenzahl: 200
Erscheinungsdatum: 01.09.2013
3,4 von 5 Sternen
*Inhalt:*
In den letzten Jahren haben Sportler
wie Sebastian Deissler den immensen Erfolgsdruck im Leistungssport
zum Thema gemacht, und in einer großen Öffentlichkeit wurde nach
dem tragischen Tod von Robert Enke bewusst, dass auch Sportler unter
Depressionen und Burn-out leiden. Sven Hannawald, der 2001/02 als
bisher einziger Skispringer alle vier Wettkämpfe der
Vierschanzentournee gewann, war ein Ausnahmetalent, aber auch er
konnte dem Druck nicht standhalten. Er, der in der DDR aufgewachsen
war und immerzu gefordert wie gefördert wurde, musste seine Karriere
aufgeben, nachdem sich Symptome einer Burn-out-Erkrankung zeigten.
Wie kam es dazu? Wie ist Sven Hannawald zu dem Erfolgssportler
geworden, der er war? Was macht Skispringen so unglaublich fordernd?
In seiner Autobiografie liefert Sven
Hannawald spannende Hintergründe aus dem Innenleben eines Athleten,
der sich den gnadenlosen Mechanismen seiner Sportart auslieferte, um
erfolgreich zu sein: Wie ihn der Kampf um immer noch weniger
Körpergewicht fast in die Magersucht, Erfolgsdruck und
Zukunftsängste ihn in die Einsamkeit treiben. Und wie er sich und
seine Balance schließlich findet – und seinen Weg zurück ins
Leben.
(c)ZarbertSandmann
*Wie kam das Buch zu mir*
Ich entdeckte das
Buch auf der Internet Seite von Vorablesen.
Da ich seit Jahren ein großer Skisprungfan bin, musste ich dieses
Buch einfach haben.
*Aufmachung/Qualität*
Ich finde das
Cover ist sehr gut gewählt, sieht professionell aus und sticht einem
sofort ins Auge. Die Seiten sind Hochglanzseiten mit vielen Fotos und
es wird kaum Platz verschenkt. Trotzdem wirkt es weder beim Ansehen
noch beim Lesen überladen.
*Meinung:*
Man
erfährt eine Menge aus der Karriere von Sven Hannawald,
aber wenig Persönliches. Das fand ich etwas traurig, aber es passte
einfach zu ihm. Er wirkt immer sehr besonnen, überlegt und
verschlossen. Ich denke das konnte er auch für dieses Buch nicht
ganz aufgeben. Beim Lesen hatte ich immer das Gefühl, dass hier ganz
genau kalkuliert wurde, was er preis gibt und was nicht. Mit dem
Titel wird suggeriert, dass man etwas über die Karriere von Sven
Hannawald erfährt, nicht etwa eine Biografie seines ganzen Lebens.
Aber auch bei den Karriereaspekten wozu ich jetzt durchaus auch den
Burn-Out mitzähle, da diese Krankheit ja noch in seiner aktiven Zeit
auftrat, gab es nur sehr wenig richtig private Einsichten in das
Empfinden des Sportlers. Am Ende des Buches weiß man, dass Sven
Hannawald ein sehr verschlossener und selbstkritischer Mensch ist,
dem Freiheit und Privatsphäre sehr wichtig sind. Ich denke das
letzteres sich eindeutig auf den Informationsfluss in diesem Buch
ausgewirkt hat.
Trotzdem erhält
man einige sehr spezielle Einblicke, die vorher nicht bekannt waren.
Erst einmal lernt man viel über das Sportförderprogramm der DDR.
Das war für mich der interessanteste Teil des Buches. Sven berichtet
mit Fotos und auch durch Interviews mit alten Trainern, von dieser
Zeit. Er begann bereits mit 6 Jahren gezielt zu Trainieren und sein
erstes großes Ziel war es dann in die Kinder-und Jugendsportschule
aufgenommen zu werden. Dies erreichte er mit 12 Jahren und in dem
Buch werden sogar Details aus der Schultrainingsakte veröffentlicht.
Man erfährt von dem harten Trainingsplan und seinen Ziele, aber auch
hier fällt wieder die Distanziertheit auf. Es kommen kaum Äußerungen
zu dem wie er sich wirklich gefühlt hat. Seine Berichte wirken daher
oft etwas nüchtern und kühl, was allerdings zum Typen Sven
Hannawald passt.
Neben der DDR
Kaderschmiede war ein weiterer Abschnitt seiner Karriere entscheidend
– Die Wende. Plötzlich änderte sich alles entscheidend.
Ich denke jedes Wendekind kann nachvollziehen was da auf einen
eingebrochen ist, was es in einem verursacht hat, als plötzlich
alles zusammenbrach, was man als Kind als schützendes System empfand
und kaum hinterfragt hatte. Sven war als Jugendlicher gerade in der
Phase, wo er sich für die Zukunft orientieren musste. Sein Weg
führte ihn dann in den Westen auf ein Sportinternat. Hier kommen
kurze Einblicke wie er sich als Ossi im Westen aufgenommen oder eben
nicht aufgenommen gefühlt hat, aber bei all dem hat man immer da
Gefühl es wurde nur an der Oberfläche gekratzt.
Über
die Aufnahme in den A-Kader wird
kaum eingegangen, obwohl ich mir vorstellen kann, dass gerade dieser
Schritt entscheidend für einen Skispringer ist. Auch über die
Teamkollegen und den Zusammenhalt wird kaum etwas berichtet.
Besonderes Augenmerk wurde dann natürlich auf die
Vierschanzentournee 2001/2002
gelegt. Das wird sogar zweimal ausführlich im Buch analysiert. Hier
beginnt Sven auch langsam etwas mehr Tiefe durchblicken zu lassen,
den hier begann bereits seine Krankheit (Burn-Out) Symptome zu
zeigen.
Die Abschnitte
über den Absturz und den Klinikaufenthalt waren dann
für dieses Buch recht emotional geschildert, aber es gab auch sehr
viele Wiederholungen. Vielleicht waren es aber auch wirklich nur noch
diese wenigen Gedankengänge und Empfindungen, die er in dieser Zeit
empfinden konnte. Man erfährt grob/oberflächlich von seinem 9
wöchigen Aufenthalt in der Klinik und was für ihn Schlüsselmomente
waren. Wer hier detaillierte Therapieschilderungen erwartet, wird
enttäuscht werden.
Der Abschnitt wie
sich Sven dann wieder fängt, ist relativ kurz gehalten. Es wird
versucht ein wenig Privatleben mit einzubringen, durch die eher
komplizierten Beziehungen, die er dann führte, aber auch das
wirkte wieder sehr widerstrebend preisgegeben. Am Ende wurde es dann
so verwirrend erzählt, dass ich nicht einmal verstand von mit wem er
nun das Kind hatte und ob er mit der Partnerin noch zusammenlebt. Wer
nur an einem Bericht über die Karriere interessiert war, wird das
wenig stören. Mir persönlich war es eben doch zu wenig.
Zwischen drin gab
es immer wieder allgemeine Informationen zum Skispringen, der
Geschichte des Skispringens und des verschiedenen Sprungtechniken.
Auch wenn das interessant war, wirkte es doch in einer Art Biografie
fehl am Platz.
Immer wieder gab
es eingestreute Interviews bzw. Wortmeldungen von Leuten aus
Svens Umfeld. Dies gefiel mir sehr gut, aber es war zu kurz und
zu unpersönlich. Ab und zu gab es schon emotionale Einblicke, aber
die waren mir zu gering. Zu Wort kamen hier unter anderem sein erster
Trainer, dann Trainer aus der Kinder-und Jugendsportschule, seine
Eltern, Martin Schmitt u.v.m.
Die Magersucht
oder sagen wir lieber die Essstörung von Sven Hannawald wird
ebenfalls kritisch thematisiert. Hier bekam man sogar den tiefsten
Einblick von allen Themen im Buch. Die Krankheit Burn-Out wird
recht wissenschaftlich erklärt, erhält aber durch Svens in diesem
Punkt sehr offenen Schilderungen ein konkretes Gesicht.
Aufgepeppt wurde
das Buch durch viele Fotos und sogar Auszüge aus
Trainingsakten. Das gefiel mir ausgesprochen gut und allein dafür
hat sich dieses Buch gelohnt.
Ich hatte große
Erwartungen an das Buch, da ich die komplette Karriere von Sven
Hannawald verfolgt habe. Ich hatte mir beispielsweise erhofft mehr
über seine Zusammenarbeit oder Konkurrenz mit seinen Kollegen zu
erfahren, wie es ist wenn die Jungen nachrücken, man selbst als
älterer in den Zugzwang gerät. Vor allem aber hatte ich mir erhofft
das seine Rolle in Reinhard Heß' Rücktritt als Bundestrainer
wenigstens etwas thematisiert wird und nicht nur mit einem Satz
abgehandelt wird. Das alles bekam ich leider nicht, was mich zu einem
weiteren Punktabzug veranlasste. Im großen und ganzen hatte ich eher
das Gefühl, dass dieses Buch für die vielen weiblichen Teenie-Fans
geschrieben wurde, nicht für Leser, die sich intensiv mit dem
Skispringen und der deutschen Mannschaft auseinandersetzten.
Grundidee/Informationsgehalt 3/5
Schreibstil/Umsetzung 4/5
Emotionen 3/5
*Fazit:*
Wer sich ,wie ich,
einen Einblick in das Seelenleben und die Gedanken von Sven Hannawald
erhofft hat, wird sicher ein wenig enttäuscht sein. Zum Thema
Burn-Out und seinen Empfindungen während des Krankheit ist er zwar
sehr offen, aber beim Rest seines Lebens ist er mit Gefühlsäußerungen
sehr reserviert. Ich habe nach dem Lesen des Buches nicht wirklich
das Gefühl den Menschen Sven Hannawald näher oder besser zu kennen.
Für ein Buch das sich nur auf die Karriere bezieht, hat es aber auch
dort nicht genug Informationen geliefert. Wie oben schon beschrieben
bekommt man keinen richtigen Einblick in die Teamdynamik, das
Training, die Zusammenarbeit mit den Trainern u.sw. Überall bekommt
man nur einen Einblick von oben wie in einem Zeitungsartikel. Dafür
kauft man sich aber keine Biografie. Ich habe die Karriere von Sven
Hannawald komplett mitverfolgt und viele Dinge waren mir daher
bekannt. Leser dieses Buches werden alle wenigstens teilweise seine
Karriere verfolgt habe, ansonsten würden sie sich kaum dieses Buch
kaufen. Daher finde ich, dass man da durchaus detaillierter hätte
vorgehen müssen oder das ganze eben auf die emotionale Schiene
laufen lassen müssen. So war es irgendwas dazwischen, was mir nicht
ganz ausreichte.
3,4 von 5 Sternen
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