Freitag, 5. Juli 2013

Rezi "Nix wie weg" Kirsten Boie

Titel: Nix wie Weg
Autor: Kirsten Boie
Verlag: Oetinger
ISBN: 978-3-7891-3199-8
Preis: 12,95 €
Genre: Kinderbuch
empfohlenes Alter: ab 7 Jahren
Format: Hardcover ohne Schutzumschlag
Seitenzahl: 176 Seiten
Erscheinungsdatum: April 2013
Reihe: 3/3


4 von 5 Sternen
*Inhalt:*
Ein neuer Streich vom frechen Meerjungmann!
Zu Hause dreht sich alles nur noch um das Baby und Jonathan hat die Nase voll: Er haut ab und zieht in einen Wohnwagen an der Ostsee. Kaum angekommen, taucht der Nix dort auf! Und der stiftet wieder so viel Unfug, dass Jonathan sich nicht mehr sicher
ist, ob er sich über seine Anwesenheit freuen soll oder nicht. Zumal der Nix über beide Ohren verliebt ist und deshalb für ein noch größeres Durcheinander sorgt!
© Oetinger

*Autorin:*Kirsten Boie ist eine der erfolgreichsten und vielseitigsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Sie wurde 1950 in Hamburg geboren, machte dort ihr Abitur und studierte Germanistik und Anglistik. Sie arbeitete als Lehrerin in einem Gymnasium, wechselte auf eigenen Wunsch später an eine Gesamtschule. 1983 adoptierte sie mit ihrem Mann ihr erstes Kind. Auf Verlangen des vermittelnden Jugendamtes musste sie ihre Berufstätigkeit aufgeben, um sich ganz dem Kind widmen zu können. In dieser Zeit schrieb sie, inspiriert durch die eigene Situation, ihr erstes Kinderbuch mit dem Titel "Paule ist ein Glücksgriff". Ihr Debüt wurde ein beispielloser Erfolg.

Inzwischen sind von Kirsten Boie weit mehr als hundert Bücher erschienen und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden, Bücher, die keinen Zweifel daran lassen, dass die Autorin auf Seiten der Kinder steht. Dass sie dabei auch die Erwachsenen nicht vergisst, macht ihre Figuren so wahrhaftig und sympathisch, ihre Bücher so liebens- und lesenswert.

*Wie kam das Buch zu mir*
Dieses Buch wurde mir im Rahmen eine Leserunde auf Lovelybooks zur Verfügung gestellt. Ich kannte die Autorin bereits durch ihrer Kinder-Jugendbuchreihe Skogland, welche zu meinen Lieblingsbüchern dieses Genres gehören. Von der Nix Reihe hatte ich vorher noch nichts gehört.

*Aufmachung/Qualität*
Das Buch ist sehr schön aufgemacht und vor allem stabil – sowohl der Einband als auch die Seiten. Die Schrift ist angenehm groß und eignet sich sowohl zum Vorlesen, als auch für Kinder, die bereits lesen können. Die Zeichnungen im Buch sind von Stefanie Scharnberg und sind sehr kindgerecht.

*Meinung:*
Ich habe dieses Buch, wie schon einige andere Kinderbücher, auf Arbeit getestet. Dieses Mal habe ich das Buch zusammen mit einem sechsjährigen Jungen und seiner Mutter gelesen. Das wir die Vorgängerbände nicht kannten, war nicht schlimm, da die Geschichte auch für sich allein steht. Allerdings drehen sich alle Bücher um die selbe Familie, obwohl diese sich im Laufe der Handlung/Bücher ein wenig verändert.

Die Grundidee ist wirklich toll für Kinder. Welches Kind hat sich nicht schon mal so verzweifelt und unverstanden gefühlt oder unfair behandelt, dass es am liebsten weglaufen wollte? Dieses Buch setzt genau da an. Jonathan ist acht Jahre alt und seit seine kleine Schwester Lily geboren wurde, hat niemand mehr so richtig Zeit für ihn. Als er eines Tages ganz stolz mit einer 2 nach Hause kommt und niemand sich dafür interessiert und er dann sogar noch Ärger bekommt, beschließt er abzuhauen. Ihn wird ja sowieso niemand vermissen. Er zieht das dann tatsächlich durch. Wie er das macht und wo er landet müsst ihr selbst lesen. Was für Erwachsene ein Horrorszenario ist und man es sich kaum vorstellen kann, dass Kinder auf solche Ideen kommen wie Jonathan und seine Freundin, ist für Kinder absolut realistisch. Jonathan und seine Freundin schlagen sich durch und überwinden Geldprobleme und erleben Abenteuer. Mein 'Testkind' war begeistert. Er konnte sich gut vorstellen, dass man so Geld verdient wie die beiden. Als Erwachsener fragt man sich ständig, ob die Kinder nicht längst aufgeflogen wären oder ob man sie nicht trotz ihrer tollen Tarnung längst entdeckt hätte, aber das Buch ist nun mal für Kinder. Trotzdem muss ich sagen, es ist hier nicht alà Pippi Langstrumpf umgesetzt. Die Kinder haben keine Superkräfte und sie vermissen ihre Eltern. Einen Fantasyanteil gibt es aber doch. Der Nix, ist eine Fantasyfigur und peppte das ganze nochmal auf.

Der Schreibstil ist etwas ganz besonderes. Der kleine Testzuhörer war wie gebannt und wir Erwachsenen mussten oft schmunzeln. Hier wird sehr viel auf Emotionen gesetzt und diese werden in kindgerechte Sprache verpackt. So gibt es Verdopplungen und oft eine Sprachwahl, die typisch für Kinder ist. Dann wiederum gab es auch schwierige, manchmal gar altmodische Wort, die man extra erklären musste. Mein Testkind hat mich zwar nicht unterbrochen, aber als ich nachfragte, merkte ich, dass er mit bestimmten Wörtern nichts anfangen konnte. An manchen Stellen reimt der Nix und diese Reime sind auch oft altmodisch. Hier fand ich allerdings, dass es gut passte und man dem Kind es eben erklärt. Mein Testkind liebte die Reime und lachte sich dabei kaputt.

Die Emotionen spielen eine sehr große Rolle. Jonathan ist sehr traurig und fühlt sich vernachlässigt und das kommt eindeutig beim Leser und Zuhörer an. Man merkt, dass er aus Verzweiflung und Kummer wegläuft und eigentlich viel lieber zu Hause geblieben wäre. Außerdem empfindet er Heimweh und denkt oft an seine Eltern und was die wohl gerade machen. Auch das Thema Einsamkeit und Freundschaft spielt eine Rolle. Das ganze wird durch den Nix aufgelockert und somit wird es nie emotional überwältigend für Kinder. Der Nix macht nämlich allerhand Blödsinn.

Die Spannung ist sehr gut gewählt für ein Kinderbuch. Mein Testkind war immer völlig aufmerksam und hibbelte schon vor der Lesestunde. Auch als Erwachsener fiebert man mit wann Jonathan denn nun wieder mit seinen Eltern zusammenkommt. Schließlich fühlt man sich ja auch in die Erwachsenen hinein, die verzweifelt nach ihrem Kind suchen. Die Eltern hier sind keineswegs uninteressiert, wie es auf Jonathan wirkte, sondern aufgrund des Säuglings schrecklich übermüdet.

Die Charaktere sind kindbuchtypisch. Mein Testkind fand auch viele Nebencharaktere toll. Es gibt da Zwillinge (Jungs), die eigentlich nur einen kurzen Auftritt hatten. Er fand sie aber richtig toll und hätte gern mit ihnen gespielt. Auch mit der Freundin von Jonathan, Leo, konnte mein Testkind etwas anfangen. Da er ja in einer Einrichtung lebt und hier auch mit einem gleichaltrigen Mädchen spielt, war dies für ihn realitätsnah. Allerdings hätte er schon lieber die Zwillinge auf das Abenteuer mitgenommen. Allerdings hatte Leo super lustige Ideen über die sich mein Testkind wirklich köstlich amüsierte. Daher bekam sie Pluspunkte.

Vom Umfang her ist das Buch schon eher etwas für Kinder ab 7 Jahren, wie es der Verlag vorschlägt. Es ist mit seinen 176 Seiten recht umfangreich und pro Kapitel gab es nur ein Bild. Für mein Testkind, dass ja erst 6 Jahre alt ist, hätten es ruhig mehr Bilder sein können. Er fand die Bilder schön und wollte am Ende eines Kapitels immer nochmal die Bilder ansehen. Ich selbst fand die Bilder nicht umwerfend, aber okay. Die Größenverhältnisse stimmten nicht immer. Meinem kleinen Testzuhörer fiel dies aber nicht auf.


*Fazit:*
Dieses Buch besticht durch seine gute Ausgewogenheit. Die Geschichte um den keinen Ausreißer ist sehr emotional. Jonathan ist kein kleiner Superheld, der sich mit links allein durchschlägt. Er vermisst seine Eltern, hat Angst allein und kämpft mit Geldmangel und dem daraus resultierendem Hunger. Trotzdem wird das Buch nicht emotional belastend für Kinder. Es wird vor allem durch den Fantasyanteil aufgeheitert. Der Nix ist ein magisches Wesen, dass reimt und Blödsinn macht. Dadurch wird das Buch heiter, auch wenn es weiterhin emotional bleibt. Mein Testleser und dessen Mutter fanden das Buch spitze und wollen gern noch die anderen Teile der Reihe lesen.
5 von 5 Sternen


 
Reihe:
Verflixed - ein Nix
Wieder Nix
Nix wie weg

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