Donnerstag, 21. Februar 2013

Rezi "Wir sind verbannt" Megan Crewe

Titel: Wir sind verbannt
Autor: Megan Crewe
Sprache: deutsch
Originaltitel: The way we fall
Verlag: Fischer KJB
ISBN: 978-3-596-85453-0
Preis: 16,99 Euro
Genre: Jugendbuch
Format: Hardcover ohne Schutzumschlag
Seitenzahl: 448 Seiten
Altersempfehlung: 12-15 Jahre (laut Verlag)
Erscheinungsdatum: 21.02.2013
Reihe: 1/?


3 von 5 Sternen
*Inhalt:*Kaelyn lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder auf einer Insel. Ihr Vater arbeitet als Wissenschaftler in einem Labor und wird eines Tages zu einem Fall ins Krankenhaus gerufen. Ein Mann zeigt unerklärliche Symptome und reagiert nicht auf die gängigen Medikamente– hohes Fieber, Wahnvorstellungen, Juckreiz und Grippesymptome. Kaelyns Vater ahnt bereits das sich eine Epidemie anbahnt und warnt seine Familie. Schon bald ist der größte Teil der Inselbevölkerung schwer erkrankt und die Gesunden versuchen auf unterschiedliche Weise sich zu schützen. Doch die vielen Todesfälle und Erkrankungen führen zu Notständen in der Versorgung und irgendwie scheint von der Regierung keine richtige Hilfe zu kommen. Dann wird die Insel plötzlich militärisch abgeriegelt und es wird auf jeden geschossen, der zu fliehen versucht. Wie sollen die Menschen nun überleben?

*Wie kam das Buch zu mir*
Ich mag Romane in denen es um Epidemien geht. Ich finde es sehr interessant zu lesen, wie Menschen darauf reagieren und was mit der alltäglichen Versorgung geschieht. Daher wanderte dieses Buch schnell auf meinen Wunschzettel. Schlussendlich wurde es mir dann vom Fischerverlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.

*Aufmachung/Qualität*
Das Buch ist ein Hardcover ohne Schutzumschlag. Das Cover passt meiner Meinung nach perfekt und da es dunkel ist und somit kaum schmutzanfällig stört es auch nicht, dass es keinen Schutzumschlag dazu gibt. Die Bindung des Buches ist hochwertig und man kann es sehr leicht aufklappen. Es entsteht selbst durch komplettes Aufschlagen kein Schaden am Buchrücken.
Die Kapitel sind für ein Jugendbuch angenehm kurz. Die empfohlene Altersgruppe ist ja schon ab 12 Jahren und gerade für dieses Alter finde ich kurze Kapitel sehr schön. Mich als Erwachsenem hat es ebenfalls gefallen.
Im Anschluss an die eigentliche Geschichte gibt es noch einen kleinen Einblick in den zweiten Band der Reihe. Diese macht einen sehr neugierig auf Band 2.

*Meinung:*Die Grundidee war interessant, aber nicht neuartig. Ein Virus für den es weder ein Heilmittel noch einen Impfstoff gibt, bricht auf einer Insel aus. Man bekommt einen näheren Einblick in bestimmte Bereiche, da der Vater der Hauptperson direkt bei der Bekämpfung des Virus und der Forschung nach einem Heilmittel mitarbeitet und seine Familie größten Teils auf dem Laufenden hält. Durch die Hauptperson der Buches, Kaelyn, erfährt man wie die normale Bevölkerung und vor allem die junge Bevölkerung auf die Ausbreitung der Seuche reagiert. Das wurde sehr gut gelöst und machte das ganze interessant und nicht zu einseitig. Man sieht wie unterschiedlich Menschen versuchen auf solch einen Ausnahmezustand zu reagieren. Manche versuchen fast aufopferungsvoll anderen zu helfen, andere denken nur an sich und gehen radikal gegen Infizierte vor. Etwas mehr hätte für mich noch auf die Versorgung der Menschen eingegangen werden können. Es wird zwar schon erwähnt, dass es nach und nach Versorgungsprobleme gab, aber einiges wurde einfach nicht erwähnt. Der Müll hätte sich längst türmen müssen, was dann zu Geruchsbelästigungen hätte führen müssen. Außerdem bezweifle ich das der Strom so lange durchgehalten hätte oder die Wasserversorgung, aber ich bin da kein Experte. Es handelt sich hier um ein Jungendbuch, das bereits 12j. Ansprechen soll und aus der Perspektive gesehen, ist es okay gewesen. Ich werde dem Buch dafür also keinen Abzug geben.

Der Schreibstil war sehr einfach. Das lag daran, dass Kaelyn diese Geschichte in ihr Tagebuch schreibt. Allerdings fällt dies nicht allzu sehr auf, nur wenn sie die Person für die sie dieses Tagebuch führt, direkt anspricht. Ansonsten liest es sich wie eine normale Geschichte aus der Ich-Perspektive und der Vergangenheit. Trotzdem gefiel mir grundsätzlich die Idee mit dem Tagebuch. Über jedem Kapitel steht das Datum des Tages von dem Kaelyn berichtet und durch diese Art des Schreibens erfährt man direkt von Kaelyn wie sie sich fühlt. Für ein Jugendbuch war der Schreibstil angemessen, Erwachsene wird er aber nicht vom Hocker reißen. Die Geschichte wird zu geradlinig erzählt und wirkt meist wie ein recht oberflächlicher Bericht.

Die erste Hälfte des Buches zieht sich wie Kaugummi und ist kaum ansprechen. Die Geschichte geht starr voran ohne das es viel Dramatik oder Spannung gibt. Ab etwa der Hälfte des Buches fängt es dann an spannend zu werden. Allerdings wird es nie so spannend wie ich es bei der Beschreibung des Buches erwartet hätte. Gewalt kommt sowohl unterschwellig als auch direkt im Buch vor. Menschen werden ermordet oder sterben an dem Virus und die Hauptprotagonistin erlebt dies direkt mit. Trotzdem wird das ganze nicht ausgeschlachtet oder zu emotional beschrieben, so das ich durchaus mit der Altersempfehlung des Verlages mitgehen würde. Da jedes Kind aber unterschiedlich sensibel ist, würde ich Eltern von unter 14j. Lesern empfehlen das Buch vorher selbst zu lesen und dann zu entscheiden ob das eigene Kind dies lesen sollte.

Auf emotionaler Ebene ist das Buch größtenteils eher als Kinderbuch ausgelegt. Es wird kaum in die Tiefe gegangen und stellenweise nahm die jugendliche Hauptperson, die Geschehnisse viel zu schnell hin. Allerdings gab es in der Mitte des Buches etwa 4 Kapitel in denen ich völlig geflashed wurde. Da haben mich die Emotionen dermaßen erreicht, dass ich tatsächlich unter Tränen weiter lesen musste. Wenn das ganze Buch auf diesem Niveau geschrieben wäre, hätte es eine bessere Bewertung erhalten. Leider flachte das ganze zum Schluss aber enorm ab. Es gab am Ende eine Szene, die sehr dramatisch war, aber nicht so beschrieben wurde. Hier erreichte mich das Buch leider nicht mehr.

Die Charaktere wurden gut beschrieben und waren recht unterschiedlich. Trotzdem war jetzt niemand der enorm heraus stach. Am besten gefiel mir noch Kaelyns Vater. Er wirkte auf mich sehr authentisch. Andere Charaktere waren mir zu perfekt und zu aufopferungsvoll. Das wirkte auf mich für die Umstände in denen sie sich befunden haben zu unrealistisch. Sympathisch waren sie allerdings fast alle.

Ja, auch in diesem Buch gibt es eine Liebesbeziehung, aber sie steht nicht im Vordergrund. Trotzdem war es sehr angenehm darüber zu lesen, da man den Charakteren auch mal ein wenig Liebe und Geborgenheit wünschte. Kaelyn und der junge Mann für den ab etwa der Hälfte des Buches ihr Herz schlägt passen sehr gut zusammen und man konnte mit Kaelyns Besorgnis um ihn mitfühlen. Er wird neben einer Freundin und einem kleinen Mädchen zur wichtigsten Person in ihrem Leben. Es war sehr interessant zu sehen, wie die beiden sich unter diesen schwierigen Umständen kennen und lieben lernten.

Das Ende ist leider sehr offen, aber die Leseprobe am Ende des Buches gibt einem wenigstens schon einmal einen Einblick auf das was noch folgt. Und das scheint sehr interessant zu sein. Es sind noch sehr, sehr viele Fragen ungeklärt und man will diese unbedingt noch beantwortet haben.

Grundidee 4/5
Schreibstil 3/5
Spannung 3/5
Emotionen 3,5/5
Charaktere 3,5/5
Liebesgeschichte 4/5

*Lesergruppe:*
Dieses Buch ist für alle Leser ab 12 Jahren geeignet, die nicht zu sensibel sind. Wer Interesse an Endzeitszenarien, Seuchenausbrüchen... hat sollte sich dieses Buch zur Hand nehmen. Wer allerdings sehr detaillierte und emotionale Geschichten braucht wird hier eher nicht glücklich.

*Fazit:*
Leider reichte es nur für 3 Sterne, da mir vieles zu oberflächlich behandelt wurde und auf bestimmte Geschehnisse nicht realistisch genug reagiert wurde. Gut gefallen hat mir, dass man die Ausbreitung der Seuche aus der Sicht einer Jugendlichen erlebt, die versucht zu helfen, aber auch Einblicke in den Wissensstand der Forscher und Ärzte bekommt. Die Liebesgeschichte in dem Buch sorgte für einen kleinen Ausgleich zur sonst eher bedrückenden Situation und wurde gut entwickelt.
Das Ende des Buches ist sehr offen. Auch wenn ich dem Buch nur 3 Sterne geben konnte, bin ich gespannt wie es weiter geht und werde sicher auch den 2. Band lesen. Dieses Buch war für mich kein Lesehighlight aber auch keine Zeitverschwendung.

3 von 5 Sternen
 

Reihe:
Wir sind verbannt
Und wenn wir fliehen (erscheint im Herbst 2013)

1 Kommentar: