Donnerstag, 31. Januar 2013

Rezi "Spiel der Wölfe" Patricia Briggs

Titel: Spiel der Wölfe
Autor: Patricia Briggs
Originaltitel: Hunting Ground
Verlag: Heyne
ISBN: 9783453526792
Preis: 8,95 Euro
Genre: Fantasy, Romantasy
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 416
Erscheinungsdatum: 13.10.2010
Reihe: 2/? (bisher 3)


4,4 von 5 Sternen
*Inhalt:*(Achtung: Hierbei handelt es sich im den 2. Teil einer Reihe, die meiner Meinung nach in der richtigen Reihenfolge gelesen werden sollten!)
Charles und Anna werden langsam ein Team. Der Marrok will die Werwölfe an die Öffentlichkeit bringen und veranstaltet dazu ein Treffen mit allen großen Wölfe Europas. Charles hat ein schlechtes Gefühl und will anstelle des Marroks zusammen mit Anna zum Treffen nach Seattle fahren.

*Wie kam das Buch zu mir*
Der erste Band der Reihe „Schatten des Wolfes“ hat mir einfach super gut gefallen. Es war für mich das bisher beste Buch aus dem Genre Romantasy, dass ich gelesen habe. Daher habe ich mich sehr auf diesen zweiten Band gefreut. Ich habe es für 3,39 Euro bei Rebuy erstanden.

*Aufmachung/Qualität*
Es hätte so schön sein können, hätte man einfach diese Frau weggelassen. Ich meine was soll das denn? Das macht den Anschein als wäre dies ein erotischer Roman, was er nicht ist. Man hätte es einfach nur bei der wunderschönen und mystischen Mondlandschaft mit dem Wolf belassen sollen, die jetzt nur so in den Hintergrund gerückt wurde.
Die Kapitel sind ziemlich lang, was meinem Lesegeschmack leider nicht so entspricht.
Sehr praktisch ist die Auflistung aller bereits erschienen oder in naher Zukunft geplanten Teile der
Reihe und der Mercy Thompson Reihe, die in der selben Welt spielt. Außerdem krönt jedes Kapitel ein kleiner Wolf.

*Meinung:*Die Grundidee mit der Patricia Briggs ihre Werwolf-Welt aufbaut ist einfach toll. Der Marrok steht in Amerika an oberster Stelle und er nimmt sich aller Werwölfe an, die Hilfe brauchen. Die Hierarchie bzw. das soziale Systems der Werwölfe ist sehr gut durchdacht. Gerade der Marrok war sehr interessant, da er nicht einfach nur seine Macht eigennützig nutzte sondern man merkte wie sehr er sich um seine 'Schäfchen' sorgte und dass er gerade die um sich sammelte, die seine Hilfe brauchen. So sozial er in dieser Hinsicht ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass er ein Schmusewerwolf ist. Das ist er ganz und gar nicht. Er setzt seine Ansichten und Ziele sehr dominant aber auch mit Köpfchen durch. Charles, sein Sohn, agiert als sein Vollstrecker, doch auch er hat eine sanfte Seite, die aber nur bei Anna zum Tragen kommt. Da man das System der amerikanischen Wölfe bereits im ersten Band kennengelernt hat, wird man in diesem Band mit der weltweiten Population der Werwölfe konfrontiert und was es für diese für Auswirkungen hat, wenn der Marrok an die Öffentlichkeit geht. Bei einem gemeinsamen Treffen sollen Bedenken geäußert werden und der Marrok will ihnen Angebote/Vergünstigungen unterbreiten. Doch nicht alle sind dafür und einige der europäischen Werwölfe sind blutrünstiger und wollen sich nicht so einfach auf einen 'Handel' mit dem Marrok einlassen. Da fließt dann auch Blut. Außerdem kommen in diesem Band auch zwei neue Spezies an magischen Wesen dazu.

Der Schreibstil gefiel mir komischerweise auf Anhieb nicht. Das verwunderte mich total, da ich ja den ersten Band so gut fand. Also habe ich nachgesehen und festgestellt, dass die Übersetzerin gewechselt wurde. Für meinen Geschmack wählte die neue Übersetzerin oft einen merkwürdigen Satzbau und manchmal ergaben Folgesätze keinen richtigen Sinn. Fast so als wäre ein Satz vergessen worden. Das brachte mich leider oft aus dem Lesefluss und so sprang der Funke dieses Mal nicht so über.

Über lange Zeit empfand ich diesen Teil nicht so spannend wie den ersten Band. Die Handlung kam nur langsam in Fahrt. Ab dem letzten Drittel etwa ging dann aber richtig die Post ab. Anna wird immer taffer, was mir nicht ganz so gut gefällt. Außerdem war der absolute Endkampf dann auch etwas sehr kurz und einfach.

Die Emotionen kamen sehr gut herüber und es wurde auch viel wert darauf gelegt dem Leser die Gedanken und Gefühle der Charaktere nahe zu bringen. Es wird besonders viel Wert gelegt auf die Vermittlung von Annas Schwierigkeiten mit der Welt auf Grund der Misshandlungen, die sie in ihrem Leben vor Charles erlitten hat. Genauso gut wurde Charles unglaubliches Einfühlungsvermögen geschildert. Er wirkt unglaublich männlich und doch ist er extrem einfühlsam was Anna betrifft. Da ich emotionale Bücher gern lese, war das für mich perfekt. Leser, die keine Lust haben, die emotionale Entwickelung einer schüchternen, misshandelten Frau zu einer ruhigeren und stabileren und schlussendlich zu einer selbstbewussten Persönlichkeit mitzuverfolgen, sollten die Hände von diesem Buch lassen.

Sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere sind großartig und überzeugend. Charles ist ein ruhiger, sehr dominanter und gewaltbereiter Charakter unter den Wölfen, aber zu Anna kann er ganz anders sein. Sein innerer Kampf mit seinem Wolf wird sehr gut erklärt und auch seine Emotionen, Beweggründe und Handlungen werden eindeutig dargestellt. Anna ist nicht mehr die Schwache. Mittlerweile ist sie mir fast ein wenig zu taff und selbstbewusst. Trotzdem wird ihre Schwäche und Schüchternheit, die aus den Misshandlungen, die sie erleiden musste resultiert auch in diesem Band wieder angesprochen – auf sehr authentische Art und Weise. Der Marrok (Charles Vater) verkörpert seine Position als Führer sehr gut und überzeugend, trotzdem lernt man, dass auch er nicht perfekt ist. Es gab nie nur die Entscheidung zwischen Schwarz und Weiß sondern es gab jede Menge Grau dazwischen. Dann gab es noch jede Menge neuer Nebencharaktere, die mich sehr überzeugen konnten. Man lernt nicht nur viele neue Werwölfe kennen, sondern auch einen Troll und eine ganz besondere Fee. Am besten gefiel mir das Anna in diesem Band jemanden mit ähnlichen Problemen trifft. Mehr möchte ich nicht verraten.

Die Erotikszenen sind dieses mal sogar noch spärlicher als in Band 1. Die Erotik oder eher die sex. Anziehungskraft spielt zwar eine Rolle, aber nur sehr nebensächlich verglichen mit anderen Romanen dieses Genres. Die Betonung liegt eindeutig auf der emotionalen Beziehung der Charaktere und der eher langsamen Entwicklung dieser. Auf jeden Fall fühlt man es aber Knistern zwischen den beiden – auf richtig magische Art.

Die Liebesgeschichte der beiden entwickelt sich gerade durch Annas Unsicherheit, Angst und ihres Traumas langsam, aber sehr authentisch. Mir gefiel das sehr gut. Man hatte das Gefühl, dass die Autorin ihre Charaktere sehr mag und ihnen die Zeit zur individuellen Entwicklung gibt. Die beiden passen einfach perfekt zusammen und es einfach herrlich wie jeder die Vorzüge des anderen zu schätzen weiß und über die kleinen Fehler des anderen hinwegsieht oder sie gemeinsam an einer Verbesserung arbeiten.

Grundidee 4/5
Schreibstil 4/5
Spannung 4/5
Emotionen 5/5
Charaktere 5/5
Erotik 5/5
Liebesgeschichte 5+/5

*Lesergruppe:*
Ich finde man sollte diesen Band nur lesen, wenn man den ersten gelesen hat und ihn mochte.

*Fazit:*
Obwohl ich vom 'neuen' Schreibstil etwas enttäuscht war, konnte mich der Inhalt trotzdem überzeugen. Die Beziehung zwischen Anna und Charles ist einfach einzigartig - sie stellen für mich das perfekte Paar dar. Das soziale Gefüge der Werwolf-Welt konnte mich wie schon im ersten Band voll überzeugen und die vielen neuen Charaktere ebenso. Trotz der etwas mageren 4,4 Punkte ist das Buch eine absolute Leseempfehlung von mir.

4,4 von 5 Sternen
 

Reihe:
Spiel der Wölfe
Fluch des Wolfes

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